Es ist so schön, im November, wenn hierzulande Dauergrau herrscht, Hoffnung auf ein paar Tage mit Sonnenschein haben zu können. Und so gönnen wir uns einen Städtetrip nach Porto. Die Stadt steht schon lange ganz oben auf unserer Wunschliste. Tja, und was soll ich sagen: Der Wettergott ist uns wohlgesonnen. Bis zum Tag vor unserer Ankunft regnet es und am Tag nach unserem Rückflug regnet es. Und während der fünf Tage unseres Aufenthalts in Porto haben wir Sonne satt. Was für ein Glück!

Dienstag.
Um halb vier Uhr nachmittags landen wir am Flughafen Porto. Mit der modernen Metro geht es in einer halben Stunde zur Haltestelle „Carolina Michaelis“, von der aus wir in ein paar Minuten zu Fuß zu unserer Unterkunft gelangen. Ich hatte ein Appartement im „Baumhaus Serviced Apartments“ gebucht. Wir werden sehr herzlich von der Verwalterin Daniela begrüßt. Das Appartement ist geräumig und es ist modern eingerichtet: zwei Betten, Sofa, Essecke, Bad und Küchenzeile. Und dann gibt es noch einen Balkon, den man zu dieser Jahreszeit natürlich nur bedingt nutzen kann. Wir freuen uns über den sympathischen Empfang durch Daniela. Es wird sich zeigen, dass auch das Housekeeping vom Allerfeinsten ist. So eine Sauberkeit erleben wir sonst nur in Luxushotels.
Das „Baumhaus“ ist auf dem folgenden Foto der rote Teil des Gebäudes, also der in der Mitte. In der dritten Etage sieht man in grau unser Appartement mit dem Balkon.

"Baumhaus"
„Baumhaus“

"Baumhaus" - Appartement "Manuel"
„Baumhaus“ – Appartement „Manuel“

Unser Balkon
Unser Balkon

Abends machen wir einen kurzen Spaziergang durch das Viertel Boavista, vorbei an dem Konzerthaus „Casa da Música“, …
"Casa da Música"
„Casa da Música“

… und essen in einem kleinen Restaurant zu Abend. Es ist nicht unser erster Aufenthalt in Portugal; wir wissen also, dass wir uns vom hiesigen Essen nicht allzu viel erwarten dürfen. Eine gesunde Einstellung, wie sich heute und an den folgenden Tagen bestätigt.

Mittwoch.
In unserer Küche steht eine Nespresso-Kaffeemaschine mit zur Verfügung gestellten Kapseln. Im gegenüber liegenden kleinen Supermarkt haben wir uns Müsli und Milch besorgt. Das wir in den folgenden Tagen unser Frühstück sein.
Bevor wir uns auf den Weg ins Zentrum machen (heute gehen wir die circa zwei Kilometer zu Fuß, an den folgenden Tagen nehmen wir die Metro) schauen wir uns den kleinen Garten an. Und hier sehen wir auch, woher das „Baumhaus“ seinen Namen hat: Hier steht eine über hundert Jahre alte Zeder.

Der Baum vom "Baumhaus"
Der Baum vom „Baumhaus“

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Der Garten ist hübsch angelegt, eine Oase der Ruhe; aber Ruhe brauchen wir jetzt nicht: Wir wollen auf die Piste.
Auf dem Weg hinunter zum Fluss Douro treffen wir auf zwei Dinge, die für Portugal so typisch sind: Azulejo und Bacalhau, Stockfisch.
Die Seitenwand der Kirche "Igreja do Carmen"
Die Seitenwand der Kirche „Igreja do Carmen“

Stockfisch
Stockfisch

Wir sehen viel Verfall aber auch den Versuch, die Umgebung zu verschönern.
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Ich weiß gar nicht, auf wievielen Hügeln Porto liegt, aber das Laufen hier ist ein ständiges auf und nieder. Da muss man schon gut zu Fuß sein.
Der Fluss "Douro" ist schon in Sicht
Der Fluss „Douro“ ist schon in Sicht

Vorbei an dem Platz, an dem der Börsenpalast, die Statue Heinrich des Seefahrers und eine ehemalige Markthalle (in rot) stehen …
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… erreichen wir den Fluss und sehen zum ersten Mal das Wahrzeichen Portos, die Brücke „Ponte Luís I“.
"Ponte Luís I"
„Ponte Luís I“

Wir lassen uns in einem Straßencafé nieder und genießen in aller Ruhe den herrlichen Anblick, den uns der Douro hier bietet.
Später essen wir in einer der Touristenfallen am malerischen Ribeira-Platz zu Mittag. Schmeckt besser als erwartet.
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Wir nähern uns dann weiter der Brücke …
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… trinken noch einen Ginja de Óbidos, den wir schon aus Lissabon kennen, diesmal aber im Behältnis aus Schokolade. Die Mischung schmeckt erstaunlich gut. Da muss noch ein zweiter her. 🙂
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Dann überqueren wir den Douro auf der unteren Ebene der Brücke und landen in einer anderen Stadt, nämlich in Vila Nova de Gaia, dem Zentrum der Portwein-Produktion.
Hier liegen die Lagerhallen der Hersteller …
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… und von hier hat man einen herrlichen Blick auf das gegenüber liegende Porto.
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Auf den am Ufer vertäuten Schiffen wurden früher die Portwein-Fässer transportiert.
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Wir verzichten auf eine der beliebten Führungen durch die Portweinkellereien und genießen dennoch in einem der Straßencafés eine Portwein-Parade.
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Später fahren wir mit der Seilbahn – teuer, teuer für die paar Meter – hoch zur oberen Ebene der Brücke Luis I.
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Auf vierzig Meter Höhe kehren wir hier oben nach Porto zurück.
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Am Ende der Brücke steht noch ein Stück der alten Stadtmauer Portos.
"Muralha Fernandina"
„Muralha Fernandina“

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Heute geht es noch zu Fuß zurück nach „Hause“, ab morgen wird die Metro benutzt.
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Im Foto rechts der Bahnhof "São Bento" - den wollen wir erst morgen besichtigen
Im Foto rechts der Bahnhof „São Bento“ – den wollen wir erst morgen besichtigen

Donnerstag.
Heute nehmen wir die Metro um ins Zentrum zu gelangen. Das ist dann ein Katzensprung: vier Minuten bis zur Haltestelle „Carolina Michaelis“, zwei Stationen mit der Bahn und wir sind da. Unsere Unterkunft ist wirklich gut gelegen.
Die berühmte Markthalle „Mercado do Bolhão“ wird derzeit groß angelegt renoviert.

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Model der riesigen Markthalle
Model der riesigen Markthalle

Man hat aber den vielen Marktleuten eine Ausweichstelle eingerichtet. Die befindet sich – gut ausgeschildert – in der Tiefgarage eines nahegelegenen Einkaufszentrums. Okay, malerisch ist anders, aber immerhin verlieren die Marktmenschen nicht ihren Job.
Nett ist auch die Idee, die Personen hinter den Marktständen im Eingangsbereich in den Vordergrund zu bringen:
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Stimmung kommt hier nicht auf, aber die Qualität der Ware stimmt
Stimmung kommt hier nicht auf, aber die Qualität der Ware stimmt

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Wir sind hier auch direkt an der Einkaufsmeile Portos, der „Rua de Santa Catarina“.
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Hier steht auch die Kirche „Capela das Almas de Santa Catarina“, deren Außenwände mit circa 16.000 Azulejos bedeckt sind …
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… und man findet das „Café Majestic“, ein Highlight des Jugendstils …
Café Majestic
Café Majestic

… das man als eifriger Tourist natürlich besuchen muss:
Café Majestic
Café Majestic

Café Majestic
Café Majestic

Nun wird es langsam Zeit für das Mittagessen im Restaurant „Comme Ça“. Auf dem Weg dorthin kommen wir am prächtigen Liberdade-Platz vorbei. Auf dem Foto im Vordergrund das Denkmal für den König Pedro IV, ganz im Hintergrund das prächtige Rathaus und überall die Kräne, die wohl noch für einige Jahre das Stadtbild Portos prägen werden. Viele Gebäude auch mitten im Zentrum sind nur noch Ruine, aber man bemüht sich – und es lohnt sich wohl -, das Ganze zu sanieren.
Praca da Liberdade
Praca da Liberdade

Im „Comme Ça“ bekommt man für 5,50 Euro eine Karaffe Wasser, eine Suppe, Salat und eine der fünf zur Auswahl stehenden Hauptspeisen.
Restaurant "Comme Ça"
Restaurant „Comme Ça“

Das urige Restaurant ist gut besucht, von anscheinend Berufstätigen aus dem Viertel und von jüngeren Leuten.
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Wir wollen mal etwas typisch Portugiesisches essen und entscheiden uns für die Bolinhos de Bacalhau, Bällchen aus Stockfisch und Kartoffelmus, die man dann in die Karotten-Tomaten-Reis-Suppe taucht.
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Ja, war ganz okay und ein preislich unschlagbares Ess-Erlebnis.
Gut gesättigt setzen wir die Besichtigung der Stadt fort.
Es wird viel getan, um die vielen teilweise schon verfallenen Gebäude zu sanieren, es finden sich aber noch zahlreiche kaputte Gebäude auch mitten im Zentrum.
Morbider Charme
Morbider Charme

Die Wände der Halle des Bahnhofs „São Bento“ sind mit 20.000 Azulejos verkleidet. Prächtig!
Bahnhof São Bento
Bahnhof São Bento

Bahnhof São Bento
Bahnhof São Bento

Wir machen eine sogenannte „Sechs-Brücken-Tour“, eine 50-minütige Bootsfahrt zu den sechs Brücken, die auf dem Stadtgebiet Portos den Douro überqueren.
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Später genießen wir den Blick auf den Douro und die Hausfassaden, die von der tief stehenden Sonne in ein malerisches weiches Licht getaucht werden.
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Man trägt "adidog"
Man trägt „adidog“

Eine letzte Großtat für den heutigen Tag, der Besuch der ehemaligen Klosterkirche „Igreja de São Francisco“, die heute ein Museum ist.
Igreja de São Francisco
Igreja de São Francisco

Wir kommen uns vor wie in Ali Babas Schatzhöhle: Alles voll mit vergoldeten Holzschnitzereien.
Igreja de São Francisco
Igreja de São Francisco

Bei einsetzender Dunkelheit machen wir uns auf den Heimweg.
Die historische Straßenbahn
Die historische Straßenbahn

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Wir sehen während unseres Aufenthalts des öfteren Studenten und Studentinnen in der typischen Bekleidung „Tuna“, in der sie Lieder singen und sich mit Musikinstrumenten begleiten.
Studentinnen mit "Tuna"
Studentinnen mit „Tuna“

Praça da Liberdade
Praça da Liberdade

Platz vor dem Rathaus
Platz vor dem Rathaus

Freitag.
Heute fahren wir mit der Metro nach Matosinhos, dem Hafenvorort von Porto.

Metro-Station "Carolina Michaelis"
Metro-Station „Carolina Michaelis“

Wir besuchen den Markt, in dem es naturgemäß sehr viel Fischstände gibt.
Matosinhos - Markthalle
Matosinhos – Markthalle

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Angesichts der süßen Kaninchen hoffen wir doch sehr, dass die nur zum Kuscheln verkauft werden.
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Weiter geht es in Richtung der zahlreichen Fischrestaurants.
Matosinhos
Matosinhos

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Bei der Menge an Lokalen in dem völlig untouristischen Hafenviertel fällt uns die Wahl schwer. Wir entscheiden uns für das „Teresa“ und essen dort typisch portugiesisch einfach aber gut.
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Anschließend laufen wir sechs Kilometer die Küste entlang nach Foz do Douro, wo der Fluss Douro in den Atlantik mündet.
Denkmal für 152 Fischer, die 1947 in einem Sturm ertranken
Denkmal für 152 Fischer, die 1947 in einem Sturm ertranken

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Rückblick auf die wenig attraktive Bebauung von Matosinhos
Rückblick auf die wenig attraktive Bebauung von Matosinhos

Castelo do Queijo
Castelo do Queijo

Felsige Küste bei Foz do Douro
Felsige Küste bei Foz do Douro

Foz do Douro
Foz do Douro

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Angekommen in Foz do Douro suchen wir die Endhaltestelle der historischen Straßenbahn …
Palmenallee am Douro
Palmenallee am Douro

… und fahren mit dieser am Douro entlang zurück ins Zentrum von Porto.
Fahrt in der historischen Straßenbahn
Fahrt in der historischen Straßenbahn

Shit happens :-)
Shit happens 🙂

Noch ein Absacker …
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… dann geht es zurück ins „Baumhaus“.

Samstag.
Unser Rückflug geht erst abends, wir haben noch einen weiteren Tag Zeit für’s Besichtigen.
Die Kamelien blühen in Porto schon im Dezember:

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Drei Dinge haben wir heute vor: Besichtigung der Buchhandlung „Lello“, Aufstieg auf den „Torre dos Clérigos“ der gleichnamigen Kirche, Besuch der Kathedrale „Sé“. Ganz schlechte Idee, das am Samstag machen zu wollen! Viele Menschen, Tausende würde ich sagen, haben nämlich dieselben Pläne.
Blick auf Igreja und Torre dos Clérigos
Blick auf Igreja und Torre dos Clérigos

Die Jugendstil-Buchhandlung „Livraria Lello“ scheint einer der Hauptanziehungspunkte Portos zu sein. Auch die 5 Euro Eintritt schrecken niemanden. Die Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling ließ sich hier inspirieren. Ein Blick die heutige Menschenschlange vor dem Gebäude …
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… und hier das hübsche Haus selbst:
Livraria Lello
Livraria Lello

Da wir auch auf die Warterei vor dem Torre dos Clérigos keinen Bock haben, bleibt uns nur zu hoffen, dass an der Kathedrale weniger los ist. Wir haben Glück, das altehrwürdige Gotteshaus ist wohl nicht so der Instagram-Burner.
Kathedrale Sé
Kathedrale Sé

Der Altar dieser Seitenkapelle besteht aus 700 Kilogramm Silber
Der Altar dieser Seitenkapelle besteht aus 700 Kilogramm Silber

Kreuzgang
Kreuzgang

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Einer der Türme darf bestiegen werden. Von hier hat man einen herrlichen Blick über die Stadt.
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Wir steigen nun hinab zum Douro, wollen in einer der Touristenfallen etwas essen und dann vor der Fahrt zum Flughafen noch ein bisschen abhängen. Wieder keine gute Idee. Die Menschenmassen sind unglaublich …
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… und das Essen im Restaurant „Avo Maria“ ist teuer und schlicht ungenießbar.
Anschließend finden wir doch noch ein hübsches Plätzchen, wo wir uns bei einer Flasche Weißwein mit unserem heutigen Schicksal versöhnen können.
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Als wir im „Baumhaus“ unsere Trolleys abholen, erfahren wir von Daniela den Grund für die Menschenmassen: Freitag und Sonntag dieser Woche sind in Spanien Feiertage. Und die Spanier fahren dann gerne nach Porto, vor allem auch zum Einkaufen.

Wie auch immer, uns hat Porto so richtig gut gefallen. Es ist eine hübsche und sehr interessante Stadt, deren morbider Charme uns sehr an Lissabon erinnert. Angesichts der vielen Kräne und des Zulaufs an Touristen wird davon in einigen Jahren sicher nicht viel übrig geblieben sein.