Ein Angebot der Fährgesellschaft TT-Lines ermöglichte uns ein „Reinschnuppern“ nach Südschweden. Dieses Angebot beinhaltete die Fährüberfahrt von Travemünde nach Trelleborg und zurück inklusive Auto und einer Tageskabine, plus drei Übernachtungen mit Frühstück im Hotel Park Inn by Radisson in Malmö. Mit Schweden hatten wir bisher immer ein bisschen gefremdelt – wir sind halt doch mehr in Richtung Mittelmeer orientiert -, aber für wenig Geld da mal rüberschauen: Da konnten wir nicht nein sagen.

Wert des Gutscheins
Wert des Gutscheins – Nein, ich bekomme keine Provision

Also, das ist der angebliche Wert des Gutscheins. Bezahlt haben wir 363 Euro. Da kann man doch nicht meckern.

Ich hatte mit TT-Line eine Reservierung für Donnerstag bis Sonntag (17.07.-20.07.) vereinbart. Da die Fähre Peter Pan aber am Donnerstag um 10 Uhr morgens in Travemünde starten würde, sind wir schon am Mittwoch hier losgefahren; und zwar nach Scharbeutz, wo ich im erst im April dieses Jahres eröffneten Hotel Bayside ein Zimmer reserviert hatte. Die Übernachtung in diesem Hotel hat uns fast soviel gekostet wie unser Gutschein für den Trip nach Schweden, allerdings waren wir leider nur halb so zufrieden. Aber von unserem Balkon hatten wir einen schönen Blick auf die Ostsee. Dort saßen wir noch eine Weile, nachdem wir im Ort mit meinem aus Lübeck angereisten Freund Helmut zu Abend gegessen hatten.

Nächtlicher Blick vom Hotel Bayside
Nächtlicher Blick von unserem Balkon im Hotel Bayside

Am frühen Morgen ging es, ausgerüstet mit einem jämmerlichen „Lunchpaket“ des Hotels, das wir uns statt des Frühstücks eingehandelt hatten, nach Travemünde.

Ist schon irgendwie genial, wie dort das Einschiffen organisiert ist. Zwar hatte mir der etwas verschlafene Mensch am Autoschalter die Unterlagen für ein wohl unverheiratetes schwedisches Paar mit einem Wohnwagen ausgehändigt, aber nachdem ich das bemerkt und den guten Mann aufgeweckt hatte, bekamen wir unsere „Boarding-Pässe“ inklusive zweier Karten zum Öffnen unserer Kabinentür.

Wir hatten für unsere Überfahrt mit der „Peter Pan“ nach Trelleborg einen wunderschönen Tag erwischt. Und so haben wir fast acht Stunden auf dem Sonnendeck verbracht. Saßen vor Wind geschützt in der Sonne, lasen und tranken … Champagner.

Champagner auf der Peter Pan
Champagner auf der Peter Pan

Jawohl: Champagner. Das war nicht geplant gewesen. Wir trinken gerne einen Weißwein, wenn wir uns für längere Zeit auf einem Schiff aufhalten. An der Bar sah ich nun, dass – wohl aus irgendwelchen Zollgründen – eine Flasche Pommery nur mickrige 24 Euro kostet. Man gönnt sich ja sonst nichts, sagte ich mir. Angela staunte nicht schlecht, genauso wie vorher der Barkeeper. Anscheinend kommt sowas nicht so oft vor, dass da einer auf großen Max macht. Ich verstehe es dennoch nicht: Bier ist auch auf der Fähre sehr teuer, und wir haben so manchen gesehen, der sich mittels Bier zugedröhnt hat. Da würde ich denn doch Champagner vorziehen …. Na gut, das war nicht unser Ziel. Unser Ziel war es, in den acht Stunden der Überfahrt eine schöne Zeit zu verbringen. Und das ist uns gelungen.

Auf dem Sonnendeck der Peter Pan
Auf dem Sonnendeck der Peter Pan

Angekommen in Trelleborg war der Pro-Mille-Pegel wieder auf Null gebracht und wir legten die ca. 30 Kilometer nach Malmö flott zurück. Unser Hotel, das Park Inn by Radisson, stellte sich als sehr sympathisches und modernes Hotel heraus.

Malmö - Hotel Park Inn by Radisson
Malmö – Hotel Park Inn by Radisson

Die nette Dame am Empfang empfing uns sehr freundlich; nur an ihren Hinweisen dahingehend, wo man denn das mit dem Hotel verbandelte Parkhaus finden könnte, ja, da könnte sie noch etwas arbeiten. Ich fuhr los … und gespürte Stunden später, nachdem ich zwischendrin unter anderem auf der Strandpromenade gelandet war, kam ich unverrichteter Dinge wieder ins Hotel zurück. Etwas später, zu Fuß und zusammen mit Angela, wurden wir dann fündig. Na gut, man sollte vielleicht im Hinterkopf behalten: Anker-Parken, Varvs-Parken, Dania-Parken oder auch Kockums-Park, das sind keine Parkplätze, das sind Parks. Wie man es überhaupt ohne Schwedisch-Kenntnisse in Malmö etwas schwer hat. Ich erwarte ja dort keine Hinweise auf Deutsch, aber auch englische gibt es dort nicht. Dafür sprechen sie aber auch alle Englisch, die Schweden.

Unser Parkhaus befand sich direkt neben dem höchsten Hochhaus Skandinaviens, dem sehr formschönen 190 Meter hohen, von Santiago Calatrava entworfenen, Turning Torso.

Malmö - Turning Torso
Malmö – Turning Torso

Nach der schließlich glücklich beendeten Parkplatzsuche gelang es uns nicht, ein Restaurant in der Nähe zu finden. So aßen wir recht gut im Restaurant unseres Hotels. Und begaben uns anschließend an die Strandpromenade am Öresund. „Sundpromenaden“ heißt die, direkt neben dem „Dania-Parken“, auf dessen Wegen ich mich vorher bei der Parkplatzsuche mit dem Auto keinen Schritt mehr vorwärts bewegen wollte, als es denn doch zu eng wurde …

Dort herrschte eine tolle Stimmung. Die Schweden haben in diesem Stadtteil, der früher Hafengebiet gewesen war, ein völlig neues Viertel aus dem Boden gestampft. Heißt nun Västra Hamnen. Und an der Waterfront, an der Seite, die am Öresund liegt, da haben sie ein Treppengebilde geschaffen, auf dem man sich nun niederlassen kann, um die Sicht auf den Öresund und später am Tage vor allem auf den Sonnenuntergang zu genießen. Die Atmosphäre, die dort vor allem am Abend herrscht, ist kaum beschreibbar: Man fühlt sich dort einfach sehr, sehr wohl. Die Leute kommen, bringen sich ein Picknick-Paket mit, was zu essen, Gläser, eine Flasche Wein, und dann genießt man ganz einfach: Lebensfreude pur.

Sonnenuntergang am Öresund
Abends am Öresund

Naja, die Sonnenuntergänge über dem Öresund, okay, die sind nicht seychellisch, die sind auch nicht maledivisch, aber die sind eben öresundisch. Wir waren glücklich, auch diese mal kennengelernt zu haben. Wäre interessant, mal ein „Sonnenuntergang-über-den-Meeren“-Buch zu machen. Der von heute ist vielleicht nur ein bisschen romantisch, der von morgen wird aber spektakulär werden …

Sonnenuntergang übe dem Öresund
Sonnenuntergang über dem Öresund

Und hier noch ein weiteres Foto vom Turning Torso. Der wuchs uns in den drei Tagen so richtig ans Herz.

Malmö -Turning Torso
Malmö -Turning Torso

Unser Hotel steht also im völlig neu gestalteten Stadtteil Västra Hamnen. Hmmm, ja, alles sehr modern, das alles. Die Energieversorgung erfolgt fast ausschließlich durch Wind und Sonne, die Architektur ist, na ja, modern, so sehr wie möglich menschenfreundlich. In unseren Augen schon etwas unterkühlt, aber vielleicht mag der moderne Mensch das ja. Hier der Blick aus unserem Fenster; im Hintergrund sieht man die Öresund-Brücke, die Schweden mit Dänemark verbindet.

Malmö - Blick aus unserem Fenster
Malmö – Blick aus dem Fenster unseres Hotels

Am Freitag wollten wir das Zentrum von Malmö näher kennenlernen. Der Weg dorthin ließ sich sehr gut zu Fuß machen. Malmö zeigte sich uns durch und durch als sympathische Stadt mit sympathischen Menschen. Wir sahen den Strand, kamen durch diverse Parks, sahen prächtige Vorstadtvillen. Gut gefallen hat uns auf dem Weg in die Altstadt auch der alte Friedhof Gamla begravningsplatsen.

Malmö - Alter Friedhof
Malmö – Alter Friedhof
Malmö - Alter Friedhof
Malmö – Alter Friedhof

Hier einige Fotos aus Malmös Altstadt:

Malmö - Innenstadt
Malmö – Innenstadt
Malmö - Nespresso-Konsumtempel - hatten wir vorher erst einmal gesehen: in London
Malmö – Nespresso-Konsumtempel – hatten wir vorher erst ein Mal gesehen: in London
Viel Natur mitten in der Stadt
Viel Natur mitten in der Stadt

Den Platz Lilla Torget kann man wohl als das gastronomische Zentrum Malmös bezeichnen. Er ist rundum von Restaurants und Kneipen umgeben. Und alle haben einen überdachten Außenbereich, der von Heizpilzen gewärmt werden kann. Interessant ist hier, dass diese Heizpilze durch ein unterirdisch verlegtes System mit Gas versorgt werden. Hier kann man also auch im tiefsten Winter herrlich draußen sitzen. Ich gönne es den Schweden.

Malmö - Lilla Torget
Malmö – Lilla Torget
Malmö - Lilla Torget
Malmö – Lilla Torget – Heizpilze mit unterirdischer Gasversorgung

Am Platz Stortorget steht das prächtige Rathaus der Stadt:

Malmö - Das Rathaus am Stortorget
Malmö – Das Rathaus am Stortorget

Während einer Bootsrundfahrt sahen wir dann vieles vom alten und vom neuen Malmö, Hypermodernes neben dem Alten und Vergangenen. Eine höchst interessante Mischung:

DSC06019-Malmö---Bootsrundfahrt

DSC06044-Malmö---Bootsrundfahrt

Und dann ging es durch Gassen, wo wir das Gefühl hatten, die Natur hätte die Herrschaft übernommen (erinnerte uns an die Ile de Ré in Frankreich) …

DSC06110-Malmö

… und am Malmöhus vorbei …

Malmöhus
Malmöhus

… zurück ins Hotel.

Abends gab es über dem Öresund einen phänomenalen Sonnenuntergang. Bis auf die fehlenden Wolken vergleichbar einem seychellischen oder maledivischen. 🙂

Malmö - Öresundbrücke
Malmö – Öresundbrücke
Außerirdischer Sonnenuntergang über dem Öresund
Außerirdischer Sonnenuntergang über dem Öresund

Am Samstag stand ein Wikingerdorf auf dem Programm, das Freilichtmuseum Fotevikens Museum, und später dann Ystad. Denn Ystad war natürlich ein absolutes Muss für den Wallander-Fan Angela. Siehe hier.

Hier nun ein paar Eindrücke aus Fotevikens Museum:

Fotevikens Museum ist ein Museum in Südschweden, das in erster Linie als archäologisches Freilichtmuseum ein Wikingerdorf des Jahres 1134 darstellt, welches „Fotevikens Vikingareservat“ genannt wird. Ein wesentlicher Teil des Museumskonzeptes basiert auf der möglichst authentischen Belebung der damaligen Zeit durch Angestellte und ehrenamtliche Living-History-Darsteller. Foteviken ist das größte Museum dieser Art in Skandinavien.

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Alt und neu - Blick vom Museum aus
Alt und neu – Blick vom Museum – Alte Steine und neue Stromerzeugungstechnik

Meine wichtigste Erkenntnis aus dem Besuch dieses Museums: Die Wikingerhelme hatten keine Hörner. Die Hörner erfand erst Richard Wagner, weil die Helme auf der Bühne so eindrucksvoller erschienen.

Das heute populäre Bild des Wikingers mit Hörnerhelm ist nicht historisch, sondern eine moderne Legende. Es geht auf Richard Wagner zurück, der sie wegen des schönen Bühneneffekts auf die Helme setzte. In seinem „Der Ring des Nibelungen“, speziell bei den Walküren tauchte erstmals sein Hörnerhelm auf. Ein Helm mit Hörnern könnte jedoch seiner primären Schutzfunktion nicht gerecht werden, da er den Schwertschlag des Gegners zum Kopf hin umlenken würde, statt vom Kopf weg.

Im Anschluss an den Besuch des Wikingerdorfs fuhren wir nach Ystad.

Hier ein paar Eindrücke aus Ystad:

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Ystad ist ein hübscher Ort. Und dennoch hat er uns Schweden als Urlaubsziel irgendwie „ausgetrieben“. Wir haben eine Zeitlang in einem Straßencafé in Ystads Fußgängerzone gesessen. Anscheinend ist Ystad ein Ort, der gerne von schwedischen Touristen besucht wird. Das Defilieren dieser Schweden, die Atmosphäre, die herrschte … also, das hat uns eher runtergezogen. Kein Vergleich zur aufmunternden Stimmung, die in einer der sich im südlichen Europa befindlichen Fußgängerzonen herrscht.

Und dabei gilt anscheinend das, was ich gerade auf einer Internetseite aufgepickt habe. Und Malmö war das, was uns so gerade noch als positiv aufgefallen war:

Wem Schweden manchmal zu schwedisch ist, sollte Malmö besuchen. Malmö ist kontinental. Hier gibt es Eckkneipen (selbst an einem Samstagabend ohne Türsteher), die Autofahrer hupen ganz unschwedisch, Hunde dürfen frei herumlaufen (nördlicher Teil des Ribersborgsstranden), Bäckereien heißen „brödbutik“ (also „Brotladen“), der Busfahrer spielt arabische Musik in seinem Radio, manche Restaurants haben eine gemeinsame Toilette für Männer und Frauen, und beim Servieren legt der Kellner auch schon mal die Hand auf die Schulter seines Gastes.

Am Sonntag ging es dann mit der Nils Holgersson zurück nach Travemünde.

Die Nils Holgersson im Hafen von Trelleborg
Die Nils Holgersson im Hafen von Trelleborg
Travemünde - Die Nils Holgersson auf der Trave
Travemünde – Die Nils Holgersson auf der Trave

Wir fuhren dann von Travemünde nach Lübeck und verbrachten dort noch eine Nacht bei unseren Freunden Helmut und Karen. Alle vier profitierten wir von den für Norddeutschland ungewöhnlich hohen Temperaturen … Okay, auch die haben Angela den Norden nicht wirklich näher gebracht. Sie ist und bleibt ein Kind des Südens. Am Montag ging es nach Hause zurück.

2 thoughts on “Kurztrip nach Malmö – 16.-21.07.2014

  1. Hallo Jürgen,

    Danke für deinen Bericht mit den wunderschönen Fotos. Die alten Häuser haben es mir besonders angetan.

    Ihr habt es gut. Heute hier.. morgen dort……..

    Champagner… man gönnt sich ja sonst nichts……. es sei euch von Herzen gegönnt.

    Liebe Grüße
    Marga

    1. Schön, dass du mal wieder vorbeigeschaut hast, liebe Marga. Ja, wir haben echt ein schönes Leben. Ich muss nur dafür sorgen, dass das nicht in Stress ausartet. 🙂

      Liebe Grüße an euch beide
      Jürgen

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