Nach Krakau wollen wir schon seit langem mal. Angela interessiert vor allem der berühmte Marienaltar von Veit Stoß in der Marienkirche. Über einen Newsletter flattert uns ein interessantes Angebot ins Haus und wir schlagen zu. Am 08. März starten wir zu unseren Städtetrip.
Freitag, 8. März
Unser zweiter Flug mit Ryanair; diesmal direkt von Nürnberg aus. Und wieder haben wir dabei nichts Negatives erlebt. 🙂 Der Flughafen ist übersichtlich beschildert. Wir haben kein Problem, den Bahnhof zu finden, von dem aus wir in 20 Minuten zum Hauptbahnhof von Krakau fahren (für umgerechnet 2,20 Euro).
Das Wetter ist einigermaßen schön und so beschließen wir, zu Fuß zu unserem Hotel zu laufen. Das Hotel „Golden Tulip Kazimierz“ befindet sich im hippen Stadtteil „Kazimierz“. Es ist früh am Tag, kurz nach 9 Uhr, und wir wollen erstmal frühstücken. Wir kommen am Grunwald-Denkmal und der Barbakane vorbei und betreten durch das Florianstor die Altstadt.
Das Florianstor ist Bestandteil des letzten noch existierenden Teils der ehemaligen Stadtmauer.
Am Rynek Główny, einem der größten mittelalterlichen Plätze Europas, lassen wir uns zu unserem Frühstück nieder.
In der Mitte des Platzes stehen die Tuchhallen aus dem 16. Jahrhundert.
Direkt am Rynek Główny (Hauptmarkt) steht auch das Hauptziel unseres Besuchs in Krakau, die Marienkirche.
Diese wollen wir morgen besuchen. Nach einem kurzen Blick auf und in die Tuchhallen …
… machen wir uns auf den Weg zum Hotel. Wir durchqueren einen weiteren Teil der Altstadt und erreichen nach insgesamt drei Kilometern Fußmarsch unser Hotel.
Das Golden Tulip Krakow Kazimierz ist ein elegantes, schön gestyltes Hotel, 2016 eröffnet und in mehreren Altbauten untergebracht, die wohl entkernt worden sind. Wir haben ein Deluxe-Zimmer, das uns sehr gut gefällt. Da es ein Eckzimmer ist, gibt es Fenster auf zwei Seiten – mit sehr unterschiedlicher Aussicht:
Ach ja, es ist „Weltfrauentag“, und an der Rezeption des Hotels bekommt Angela stilgerecht zwar keine goldene, aber eine Tulpe überreicht. Um deren Überleben zu sichern, bekommt sie ein Fußbad in einem der Zahnputzbecher.
Nach einer kurzen Siesta streifen wir durch „unser“ Viertel, Kazimierz. Hier steppt der Bär: Es gibt viele Bars, Restaurants, Clubs. Anders als im picobello renovierten Altstadt-Zentrum gibt es hier noch so einige Gebäude, deren äußerlicher Verfall noch nicht gestoppt ist. Viel Jugend ist unterwegs, es herrscht eine entspannte Atmosphäre, wir fühlen uns sehr wohl hier und freuen uns über unsere Hotelwahl: Sowohl von der Art des Hotels als auch von seiner Lage her hätten wir es nicht besser treffen können. Hier einige Fotos aus Kazimierz:
Nachdem sich die „Fronleichnamskirche“ direkt in der Nachbarschaft des Hotels befindet, besuchen wir sie natürlich. Ein prächtiger Innenraum …
… und noch nie haben wir eine Kirche gesehen, bei der jede Säule im unteren Bereich so kunstvoll umrandet ist.
Die Cafés und Restaurants sind sehr originell bzw. original gestaltet:
Moderne Gebäude …
… wechseln sich ab mit ziemlich heruntergekommenen
… und die Wandmalereien an den Häusern erinnern uns an den Londoner Stadtteil „Shoreditch“:
In Kazimierz lebten vor der Vertreibung in das Ghetto im Stadtteil Podgórze viele Juden. Es stehen noch Synagogen, es gibt jüdische Friedhöfe und viele jüdische Restaurants.
Schön finden wir die noch an vielen Häusern angebrachten alten beleuchteten Hausnummern, auf denen auch der jeweilige Straßenname ersichtlich ist. Ob das nun typisch krakauisch oder aber allgemein polnisch ist, wissen wir nicht.
Noch ein kurzer Ausflug an die Weichsel, wo wir über die „Kładka Ojca Bernatka“, die Fußgängerbrücke des Paters Bernatek, einen Abstecher in den Stadtteil Podgórze machen:
Kurz vor Sonnenuntergang treffen wir an der „Pauliner Kirche auf dem Felsen“ ein.
So, und für das Abendessen haben wir dann die Qual der Wahl. Wir beschließen, in einem Restaurant zu essen, in dem vorzugsweise eine der polnischen Spezialitäten serviert wird: Pirogge. Im Restaurant „Pierogi MR Vincent“ gibt es ausschließlich Pierogi, davon aber gleich 34 verschiedene Sorten.
Wir essen gut und sehr günstig. Meine Riesenportion kostete vier Euro.
Nun noch etwas die nächtliche Atmosphäre genießen – es ist Freitag Abend und entsprechend viel los …
… dann geht es zurück ins Hotel.
Samstag, 9.März
Das Frühstück im Hotel lässt nichts zu wünschen übrig, es gibt sogar Sekt. So fängt der Tag gut an.
Es ist Flohmarkt im Viertel, und den möchte sich Angela natürlich nicht entgehen lassen. Ein buntes Sammelsurium wird angeboten. Da tummeln sich Nazi-Hinterlassenschaften neben jüdischen Artefakten, und auch derjenige wird fündig, der seine Kameraausrüstung aus der Mitte des 20. Jahrhunderts vervollständigen möchte.
Dann machen wir uns auf den Weg zum Wawel; so heißen der Hügel und das Schloss, die sich über der Weichsel erheben.
Wir besuchen den Waweldom. Welch‘ eine Pracht! Leider darf man hier nicht fotografieren, auch nicht in der Krypta, der Ruhestätte der polnischen Könige. Aber im Turm der Katedrale, dem Sigismundturm, darf man es. Hier hängt mit der Sigismundglocke die größte Glocke Polens (Gewicht 12 Tonnen, alleine der Klöppel wiegt 300 Kilogramm). Die Besuchermassen drängen sich über die überaus engen und steilen Treppen.
Auch die Museen auf dem Wawel wären einen Besuch wert … machen wir beim nächsten Mal. Jetzt zieht es uns zur Marienkirche, die für uns die Hauptattraktion ist.
Auf dem Weg dorthin bekommen wir viele schöne und interessante Eindrücke:
Wir erreichen die Marienkirche …
… und werden arg enttäuscht: Der Marienaltar von Veit Stoß, den wir so unbedingt sehen wollten, wird derzeit renoviert. 🙁
Shit happens, aber das Kircheninnere ist so wunderschön, dass wir uns schnell entschädigt fühlen.
Nach diesem Besuch meldet sich der kleine Hunger. Wir entscheiden uns für das gemäß Reiseführer gute und günstige Restaurant „Dobra Kasza Nasza“, in dem man typisch polnische Gerichte bekommt. Angela bestellt Tomatensuppe und ich bekomme irgend so eine Buchweizengeschichte mit Fleischbällchen drin und einem Salat. Ganz okay.
Wir sitzen im Trockenen und haben es schön warm, während es draußen ein bisschen tröpfelt.
Als wir das Restaurant verlassen, hat sich der Regen verzogen.
Bevor wir ins Hotel zurückkehren, holen wir uns noch ein paar Eindrücke im Stadtviertel westlich des Rynek.
Sonntag, 10. März
Heute steht der Besuch der ehemaligen Emaille-Fabrik von Oskar Schindler (Film „Schindlers Liste“) auf dem Programm. Das ehemalige Verwaltungsgebäude der Fabrik wurde umgewandelt in sowohl einen Gedenkort für die „Schindler-Juden“ als auch ein Museum über die NS-Besatzungszeit in Krakau.
Wir überqueren die Weichsel und laufen durch den Stadtteil Podgórze. Der Großteil der Gebäude hier ist nicht renoviert, das Viertel wirkt vernachlässigt. Sicher gibt es auch Ausnahmen …
… aber mehrheitlich sieht es so aus:
Angekommen an der ehemaligen „Fabryka Schindlera“ …
… stellen wir fest, dass wir mal besser im Internet Karten vorbestellt hätten.
Nach einer guten Stunde des Wartens besichtigen wir die gut gemachte multimediale Ausstellung.
In den ehemaligen Fabrikhallen befindet sich das Museum für zeitgenössische Kunst.
Restaurants sind rar in Podgórze. Auf der Suche kommen wir an der neugotischen Josefskirche vorbei …
… und finden dank unseres Reiseführers das versteckt liegende Restaurant „Ogniem y Mieczem“.
Urig ist es hier, einen sehr netten Service haben sie, und dazu gibt es Gerichte, die mengenmäßig jeden normalen Magen weit überfordern.
Meine Wahl fällt auf die Nr. 54 für umgerechnet 10 Euro:
Von den 15 Pirogi habe ich gerade mal 6 geschafft, den Rest haben wir uns einpacken lassen und am Abend im Hotel verspeist:
Das Restaurant ist anscheinend bei polnischen Großfamilien beliebt: Als wir das Restaurant um 15 Uhr verlassen, ist es brechend voll und immer noch kommen neue Gäste. Kaum einer verlässt es übrigens ohne Tüte. 🙂 Super Preis-Leistungs-Verhältnis.
Wir haben für heute genug gesehen und ziehen uns ins Hotel zurück.
Montag, 11. März
Um 6:30 Uhr Fahrt mit dem Taxi zum Flughafen und Rückflug in die Heimat.
Wir sind glücklich und zufrieden, haben einen guten Eindruck von Krakau bekommen: Wunderschöne Stadt mit vielen prächtigen Kunstwerken und netten Menschen. Jederzeit wieder ins Hotel Golden Tulip, zumindest immer wieder eine Unterkunft im Stadtteil Kazimierz.