Wir haben unsere erste große Reise mit dem Wohnmobil hinter uns. Zwei Monate waren wir unterwegs, von 17. April bis 16. Juni. Ich habe mich schnell dagegen entschieden, den Blog tagesaktuell zu schreiben. Ich mag beim Reisen keine Pflichtaufgaben. Nun stehe ich allerdings da, mit 6.800 Fotos, 3.800 zurückgelegten Kilometern, 23 verschiedenen Übernachtungsstellen und unzähligen Eindrücken. Ich will es kurz machen, verzichte auf eine ausführliche und informative Darstellung, habe einige Fotos ausgewählt und möchte lediglich kurze Kommentare geben.
Hier ein grober Überblick über unsere Standorte:
Unser erstes Ziel ist Freiburg. Den Nachmittag und den Abend verbringen wir bei sommerlichen Temperaturen im Zentrum dieser quirligen Stadt. Die Atmosphäre ist „südlich“, man spürt die Nähe zu Frankreich. Es herrscht eine tolle Stimmung.
Wir ahnen nicht, dass wir uns in Frankreich nach solch einer abendlichen Temperatur sehnen würden. Das Wetter sollte in den kommenden zwei Monaten recht durchwachsen werden. Wir wollen uns nicht beschweren, denn geregnet hat es eigentlich immer dann, wenn es uns nicht wirklich gestört hat, aber abends mal vor dem Wohnmobil sitzen können wäre schon schön gewesen. Die Tagestemperaturen haben 25 Grad nie überschritten, während die Menschen in Deutschland tüchtig geschwitzt haben.
Während am nächsten Tag unser Freiburger Händler am Fahrzeug noch ein Zubehörteil anbringt, fahren wir mit der Straßenbahn noch mal ins Zentrum von Freiburg …
… und später mit dem Womo weiter zur Grenzstadt Breisach, wo wir ein paar Tage auf dem dortigen Wohnmobilstellplatz Station machen. Wir haben das Glück, dort in der ersten Reihe – direkt am Rhein – stehen zu können.
Unsere nächsten Ziele sind zwei Städte, an denen wir schon oft auf der Autobahn vorbeigefahren sind: Belfort und Besançon. Belfort wird beherrscht von der Zitadelle mit ihren umfangreichen Befestigungsanlagen.
Das Wahrzeichen von Belfort ist der Löwe, 21 Meter lang, 10 Meter hoch, entworfen von Frédéric Auguste Bartholdi, der auch die New Yorker Freiheitsstatue geschaffen hat.
Wir fahren durch das wunderschöne Tal des Flusses Doubs, machen Station in L‘ Isle-sur-le-Doubs …
… übernachten auf dem Womo-Stellplatz von Baume-les-Dames …
… von wo aus es dann nach Besançon geht. Die Stadt empfängt uns mit wunderbarem Wetter, zu Angelas Freude ist gerade Markttag. Auch hier gibt es eine Zitadelle, die Befestigungsanlagen beherrschen allerdings das Stadtbild nicht so stark wie die in Belfort.
Zum Übernachten fahren wir in das in der Nähe gelegene Arc-en-Senans …
… auf den kostenlosen Womo-Stellplatz. Von hier haben wir es nicht weit bis zur Königlichen Saline, die seit 1982 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Der Architekt Claude-Nicolas Ledoux hatte für die Salzgewinnung eine kreisrunde ideale Fabrikstadt entworfen; realisiert wurde jedoch nur ein Halbkreis.
Das, was heute hier steht, ist aber beeindruckend genug und zählt zu den Highlights unserer Reise:
Am nächsten Tag geht es über kleine und kurvenreiche Sträßchen mit Pausen in Salin-les-Bains und Ornans …
… tiefer in den Französischen Jura, bis nach Pontarlier in der Nähe der Grenze zur Schweiz.
Pontarlier ist jetzt nicht unbedingt ein Ort, den man gesehen haben muss …
… aber hier bekommen wir den besten Käseteller während unserer gesamten Reise. Wir setzen uns an einen der Tische, bestellen eine Karaffe Wein und hören, dass es sonntags allerdings nichts zu essen gäbe. Man könne höchstens einen Käseteller anbieten. Wir sind dann höchst erstaunt, von welch toller Qualität die paar unscheinbaren Käsestücke sind.
Auf dem Weg nach Burgund machen wir an den Cascades du Hérisson halt. Der Fluss Hérisson fließt hier in sieben Wasserfällen aus einer Höhe von 805 Metern über insgesamt 280 Meter in die Tiefe. Man folgt dem Flussverlauf auf einem Wanderweg durch eine wunderschöne Natur. Hin und zurück sieben Kilometer.
Bevor wir den Jura endgültig verlassen, wartet noch das Dorf Baume-les-Messieurs mit seiner Abtei und seiner Grotte auf uns. Der Ort gehört zu den sogenannten „Plus beaux villages de France“ (schönste Dörfer Frankreichs). Über eine schmale und steile Straße geht es hinunter in den Kessel, in dem Baume-les-Messieurs liegt.
Auf dem idyllisch gelegenen einfachen aber sympathischen „Camping de la Toupe“ bleiben wir für zwei Übernachtungen, direkt neben dem Flüsschen Seille, das ein paar Kilometer entfernt von hier aus der Felswand sprudelt.
Wir machen eine lange Wanderung und müssen dabei über die „Echelles de Sermu“ 200 Höhenmeter hinaufsteigen. Hier ist die ansonsten senkrecht abfallende Felswand wegen eines Felssturzes unterbrochen.
Hier bieten sich herrliche Ausblicke.
Bevor wir nach Chalons-sur-Saône ins Burgund aufbrechen, besuchen wir noch die Höhle von Baume-les-Messieurs und den unmittelbar davor liegenden Wasserfall.
Nach den Tagen in der Natur freuen wir uns auf das städtische Treiben in Chalons-sur-Saône. Den Ort kennen wir von einer Flusskreuzfahrt her, die wir vor Jahren mal auf der Rhône und der Saône gemacht haben. Der Campingplatz liegt direkt am Fluss, in Gehweite zum Stadtzentrum. Wir freuen uns, mal wieder ein bisschen Schaufensterbummel machen zu können. Also, so schön der Französische Jura landschaftlich auch ist, zu unserer französischen Lieblingsregion wird er nicht werden.
In einem Restaurant an der Place Saint-Vincent, direkt vor der Kathedrale, bekommen wir ein gutes Steak vom Charolais-Rind serviert. Und obendrein haben wir ein nettes Gespräch mit der sympathischen Wirtin.
Jetzt freuen wir uns auf unser nächstes Ziel. Tournus ist nur wenige Kilometer von Chalons entfernt; dort waren wir schon zwei Mal, und wir werden sicherlich noch ein viertes Mal hinfahren. Denn hier wartet die Abteikirche Saint Philibert auf uns, und die ist allemal einen Besuch wert.
Der Campingplatz in Tournus ist ein „Camping Municipal“, das heißt, er wird von der Kommune geführt. Meist gibt es hier kein Chichi (Pool, Animation,etc.), dafür sind sie sauber und günstig. Uns gefällt es hier so gut, dass wir beschließen, ein bisschen abzuhängen. Noch dazu, wo das Wetter gerade mal mitspielt.
Der Platz liegt direkt an der Saône …
… und an der entlang läuft man in 15 Minuten ins Ortszentrum.
Am Samstag ist Markttag und es steppt der Bär.
Diese Auswahl, die man auf französischen Märkten hat …. wir könnten uns totkaufen.
Haben wir aber nicht gemacht. Wir sind vernünftig geblieben. Hier unsere Ausbeute:
Die Coeur-de-Boeuf-Tomaten schmecken köstlich!!!
Am Sonntag pilgern wir in die Stadt um Saint Philibert zu besichtigen. Geht nicht, es ist gerade Messe. Aber eine Weinverkostung hat offen; dort holen wir uns einen kleinen Schwips und kehren mit einigen Flaschen guten Burgunders zum Campingplatz zurück.
So besuchen wir Saint Philibert am Montag Morgen, bevor wir uns auf die Weiterfahrt nach Tournon an der Rhône machen. Diese Kirche ist für mich eine der schönsten, die ich kenne.
Zwischen Tournus und Tournon liegt der Moloch Lyon. Wir haben uns zwar vorgenommen, vorzugsweise auf Land- bzw. Bundesstraßen unterwegs zu sein, aber Lyon umfährt man am besten auf der Autobahn. Bei Vienne geht es zurück auf die Bundesstraße („Route Nationale“ heißen die in Frankreich), wir fahren nun auf der berühmten N7 (Nationale 7, hört mal rein. Das Original ist allerdings von Charles Trenet). Das war vor dem Bau der Autobahn durch das Rhônetal d i e Urlaubsstraße der Franzosen.
In Tournon haben wir Glück und bekommen auf dem wenige Gehminuten vom Ortszentrum gelegenen Campingplatz einen Stellplatz mit direktem Blick auf die Rhône und auf den am anderen Ufer gelegenen Weinberg von Tain L‘ Hermitage.
Nachts können wir den Flusskreuzfahrtschiffen beim An- und Ablegen zuschauen. Mit so einem Schiff waren wir auch schon mal hier, 1999 war das.
Tournon ist ein sympathischer Ort. Vom Campingplatz aus besichtigen wir die Stadt, auch das Schloss selbst, machen eine Wanderung auf dem „Sentier des Tours, dem „Turmwanderweg“ oberhalb von Tournon. Später besuchen wir Tain L‘ Hermitage mit seinem berühmten Weinberg.
Auf dem Campingplatz lernen wir Silke kennen, die auf ihrem Motorrad unterwegs ist. Wir Drei sind uns sofort sympathisch, und so entwickelt sich aus einer Zufallsbekanntschaft in kürzester Zeit Freundschaft. So offene und natürliche Menschen wie Silke laufen bzw. fahren einem doch äußerst selten über den Weg. Silke, wenn du das liest: Bleib‘ so, wie du bist, und wir freuen uns auf weitere Treffen. 🙂 [Insgesamt haben wir während der zwei Monate, die wir unterwegs waren, nur drei Paare getroffen, die uns auf Anhieb sympathisch waren.]
Von dem schönen Ausblick, den wir von unserem Stellplatz haben, können wir uns kaum trennen, aber nach vier Übernachtungen zieht es uns doch zu neuen Ufern. Wobei, „neue Ufer“? Wieder ist es das Ufer der Rhône, und neu ist uns Avignon auch nicht. Hier waren wir schon öfter, doch gefällt uns die Stadt so gut, dass wir sie auf der Reise in den Süden nicht auslassen wollen. Auf dem uns wohlbekannten Camping „Pont d‘ Avignon“ finden wir einen netten Stellplatz.
Tagsdrauf ist mein Geburtstag (wir haben Samstag, den 12. Mai) und ich habe mir ein ganz spezielles Geburtstagsessen gewünscht: Eine Meeresfrüchte-Platte in der „Cabane d‘ Oléron“, einem Imbiss in der Markthalle von Avignon. Tataaa:
Das Angebot der vielen Marktstände lässt uns auch nach dem herrlichen Genuss des Meeresgetiers noch das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Vor dem Südausgang der Markthalle findet eine Veranstaltung statt. Wir erfahren, dass die Bürgermeisterin von Avignon den Vorplatz zur Halle und eine neu gestaltete Straße einweiht. Wir lauschen der beeindruckenden Rhetorik von Madame Cécile Helle. Danach noch Interviews, Musik, Verschenken von Blumen … .
Und noch ein paar Impressionen aus dieser schönen Stadt:
Und dann noch ein unbedingtes „Muss“, wenn wir in Avignon sind. Ein Weißwein in einem der beiden Bistros vor dem Papstpalast:
Der zweite Tag in Avignon ist geprägt von einem nicht enden wollenden Dauerregen. Dieser hört erst auf, als wir einen Tag später in Saint-Rémy-de-Provence eintreffen. So gut uns dieser Ort gefällt …
…, so unsympathisch ist uns der Campingplatz, und so fahren wir schon am nächsten Morgen weiter nach Maussane-les-Alpilles. Auf dem Weg dorthin besuchen wir die bei Saint-Rémy liegenden „Antiques“ (eine Art Triumphbogen und ein Mausoleum vor den Toren der römischen Stadt Glanum).
Glanum haben wir uns schon 1993 angeschaut, aber die Abtei Saint-Paul-de-Mausole kennen wir noch nicht. Hier hat sich Van Gogh 1889 bis 1890 aufgehalten; das Kloster war nach der Französischen Revolution in eine Nervenheilanstalt umgewandelt worden.
Dann lernen wir den Ort Maussane-les-Alpilles kennen. Wir treffen hier auf ein provenzalisches Dorf wie aus dem Bilderbuch mit einem netten Campingplatz (Camping Les Romarins). Spontan beschließen wir, ein paar Tage hier zu bleiben. Mal so richtig Urlaub machen. … 🙂
Die Ruinenstadt Les Baux haben wir erst ein Mal besichtigt, und der Besuch liegt 25 Jahre zurück. Eine schöne Wanderung über 5 Kilometer führt uns dorthin. In der Zwischenzeit hat sich einiges verändert, es gibt viel mehr Souvernirläden, mehr Menschen, mehr Halligalli. Und im nahegelegenen Steinbruch gibt es jedes Jahr eine imposante Multimedia-Show mit Werken bekannter Künstler. Dieses Jahr ist es Picasso der hier präsentiert wird.
Am nächsten Morgen besorge ich uns mal ein ganz besonderes Frühstück. Okay, für das Frühstück bin generell ich zuständig. Normalerweise essen wir entweder Müsli mit Obst oder aber so richtiges Junkfood, nämlich Croissants und Pain au Chocolat. Und heute tigere ich in den Ort auf der Suche nach etwas besonders Köstlichem. Hier der Spruch, den ich unseren WhatsApp-Freunden schon mitgeteilt habe: „Wenn der Herr des Hauses sich immer auf diese Weise um die Zutaten für das Frühstück kümmern würde, wäre das Haus bald pleite.“ So hat alleine das kleine Kistchen mit den 100 Gramm Himbeeren 4,80 Euro gekostet. In Frankreich sind die Lebensmittel generell teurer als bei uns, qualitativ aber meist auch besser. …
Ja, und warum sollte uns gerade hier die instabile Wetterlage verschonen? Es gießt tüchtig vom Himmel. Ist gut so, der Süden Frankreichs hat in den letzten Jahren wenig Wasser abbekommen.
Wir nehmen es leicht und fahren am nächsten Tag ans Mittelmeer, und zwar auf einen Wohnmobil-Stellplatz in Carro, einem kleinen Fischerort westlich von Marseille. Vielleicht treffen wir hier ja wieder auf das nette Ehepaar aus Mayen, mit dem wir uns in den Tagen in Maussane des öfteren gut unterhalten haben? Sie waren am Vortag abgereist, ebenfalls mit dem Ziel Carro. Nein, sie sind leider nicht hier.
Wir bekommen einen Stellplatz in der ersten Reihe, mit direktem Blick auf’s Meer.
Carro ist ein recht ursprünglich gebliebenes Fischerdorf an der Côte Bleue, ein paar Kilometer westlich von Marseille. Hier bleiben wir zwei Tage, machen eine Wanderung zum Leuchtturm am Cap Couronne, den man von unserem Stellplatz sieht, und wir genießen den Blick aufs Meer.
Dann zieht es uns weiter, und zwar in das 200 Autobahn-Kilometer westlich von Carro gelegene Cap d’Agde. Hier waren wir schon öfter; wir schätzen die guten Restaurants mit ihren günstigen Preisen und den schönen Campingplatz „La Clape“, der direkt am Meer und dennoch mitten im Ort liegt.
Wir kommen mittags dort an und gehen sogleich ins Restaurant „O 2 Frères“, in dem wir schon vor drei Jahren so gut gegessen haben. Wir werden auch diesmal nicht enttäuscht.
Auch sonst ist alles beim Alten in Cap d’Agde. Die Schiffe dümpeln in den zahlreichen Häfen des Ortes …
… das Riesenrad dreht sich …
… wir lassen uns die Austern beim „L’Ecailler“ schmecken …
… Angela sucht Muscheln am Strand …
… wir besuchen die Geschäfte mit ihrer schönen Auslage …
… und zwei Mal lassen wir die Fischlis an unseren Füßen knabbern.
An einem Nachmittag sitze ich zufrieden vor dem Wohnmobil, lese ein bisschen, als es plötzlich „Splash“ macht. Ich schrecke auf und bemerke, dass ich einen Volltreffer Möwen-Sch…. abbekommen haben. Der ist vom Dach des Wohnmobils über die Seitenwand auf mich gespritzt. T-Shirt und Hose ausgezogen, Hände gewaschen, später die Teleskopleiter aus dem Womo geholt und mal aufs Dach geschaut. Dort sehe ich nicht nur die Hinterlassenschaften der Möwe, sondern auch jede Menge Blütenstaub und Saharastaub, den die Regenfälle der letzten Tage aus der Luft gewaschen haben. Kein Wunder, dass die Solarzellen auf dem Stellplatz in Carro nur wenig Strom geliefert haben. Ich reinige das Solarpanel und auch gleich die Dachluken.
In der Nacht regnet es mal wieder, und was muss ich am Morgen sehen?
Sehr ärgerlich, aber wenigstens gilt ja so ein Vogelschiss bekanntlich als Glücksbringer …
Nach vier Tagen in Cap d’Agde machen wir uns auf den Weg nach Collioure in der Nähe der spanischen Grenze. Unterwegs machen wir Station in Peyriac-sur-Mer, wo wir einen Eindruck von der dortigen Wasserlandschaft zwischen den diversen Etangs (Seen) bekommen. Die Stimmung ist wegen der tiefhängenden Wolken eine ganz besondere.
Für die Weiterfahrt nach Collioure wollen wir nicht die schnelle Route über die Autobahn nehmen, sondern die Landstraße fahren, die durch die flache Küstenebene führt. Wir bemerken zu spät, dass uns das Navi auf einen weiten Umweg durch die Corbières leitet. Wie kommt das dumme Ding darauf? Wahrscheinlich wäre ihm die Küstengegend zu eintönig. Und so fahren wir auf kleinsten Sträßchen durch eine sehr reizvolle Mittelgebirgslandschaft, in der trotz der relativen Unzugänglichkeit viel Weinanbau betrieben wird.
Ziel für heute ist der Camping „Les Criques de Porteils“, den wir schon von einem früheren Besuch her kennen. Man befindet sich dort nahe dem hübschen Ort Collioure, hat einen schönen Blick auf das Meer und über steile Treppen direkten Zugang zu drei kleinen Stränden.
Heute ist der 28. Mai. Unser Hochzeitstag. Aber kein gewöhnlicher. Der 25.!!! Also:
Den Tag darauf verbringen wir mit Katrin, Markus und ihren Kindern in Collioure. Sie haben in der Nähe ein Ferienhaus gemietet und wir hatten bei unserem letzten Zusammensein über ein mögliches Treffen gesprochen. Nun, es hat geklappt. Ein perfekter Tag! Vielen Dank nochmal für das leckere Essen. 🙂
Kaum sind wir wieder auf dem Campingplatz, wird es düster und es fängt mal wieder an zu regnen. Immerhin haben wir tagsüber Glück gehabt.
Collioure ist der südlichste Punkt unserer Reise. Ab jetzt befinden wir uns quasi auf dem Heimweg (wenn es auch noch zweieinhalb Wochen dauern wird, bis wir daheim sind). Nun wollen wir zwei Orte besuchen, die schon seit langem auf unserer Wunschliste stehen: Carcassonne und Albi.
Wir fahren durch das südlich der Corbières gelegene langgezogene Tal, vorbei an der Ruine der Katharerburg Château de Puilaurens und dann nach Norden auf der engen und kurvenreichen Straße durch die Schlucht des Flusses Aude.
Immer wieder erleben wir das Farbspektakel des Klatschmohns.
Und dann liegt die prächtige Burganlage von Carcassonne vor uns. Wie oft sind wir hier schon auf der Autobahn vorbeigefahren und haben gesagt „Das müssen wir uns unbedingt mal aus der Nähe anschauen“. Nun ist es so weit.
Vom „Camping de la Cité“ erreichen wir auf einem schattigen Fußweg in 20 Minuten die Oberstadt von Carcassonne, die sogenannte „Cité“, die von einem doppelten Mauerring umgeben ist. Wir haben uns schon beim ersten Blick aus der Ferne über die seltsamen gelben Streifen auf den Mauern gewundert. Toll fanden wir das nicht.
Beim Näherkommen löst sich das Rätsel langsam auf. Aus einem ganz bestimmten Blickwinkel ergeben die gelben Streifen konzentrische Kreise.
Die Streifen bestehen nicht aus Farbe, sondern aus gefärbter Aluminiumfolie die später wieder entfernt wird.
Aus Anlass des 20-jährigen Jubiläums der Ernennung zum UNESCO-Weltkulturerbe hat der Schweizer Künstler Felice Varini dieses Kunstwerk realisiert. Nicht alle Einwohner sind amused.
Nach Durchschreiten des Tores werden wir mit der Musik einer Harfenspielerin in der Cité begrüßt …
… und lassen uns dann durch die engen Gassen treiben. Besonders gut gefällt uns der lichtdurchflutete Innenraum der Basilika St-Nazaire und St-Celse.
Auf dem Campingplatz fühlen wir uns sehr wohl …
… und so beschließen wir, noch zwei Tage hier zu bleiben.
Am nächsten Tag besichtigen wir die sympathische Unterstadt von Carcassonne. Diese ist von der Oberstadt durch den Fluss Aude getrennt.
Am letzten Tag in Carcassonne steigen wir noch einmal hoch in die Cité. Hier gibt es mit dem Château Comtal eine Burg in der Burg, die der Oberstadt auch als Museum dient. Die Eintrittskarte erlaubt auch den Zugang zur Außenmauer, auf der man die Oberstadt etwa zur Hälfte umrunden kann. Von hier hat man tolle Ausblicke auf die Unterstadt und die umgebende Landschaft …
… und nur von hier sieht man das Theater, das 1906 an der Stelle eines Klosters installiert wurde.
Nun geht es durch die Montagne Noire (Schwarzes Gebirge) nach Albi. Noch einer dieser Orte, die wir schon seit langem kennenlernen wollen. Wir parken das Womo auf einem relativ zentral gelegenen Wohnmobilstellplatz und erkunden die Altstadt. Mächtig ragt die Kathedrale Sainte-Cécile über dem Fluss Tarn in die Höhe. Davor befindet sich der Bischofspalast „Palais de la Berbie“ mit seinem prächtigen Garten.
Wir nähern uns der Kathedrale durch das Viertel Saint-Salvi, das genauso zum UNESCO-Welterbe zählt wie das Palais de la Berbie, die Alte Brücke und natürlich die Kathedrale selbst.
So wuchtig die Kathedrale von außen wirkt …
… – sie gilt als der größte Backsteinbau der Welt, wurde als eine Art Festung der Katholiken gegen den Einfluss der „ketzerischen“ Albigenser / Katharer erbaut – so fast unwirklich filigran ist sie dann im Inneren. Früher hätte ich mindestens drei Dia-Filme für das Innnere verknipst, jetzt würde ich gerne alle meine Innenaufnahmen im Blog bringen … geht natürlich nicht. Interessant ist, dass der Eintritt frei ist, aber wenn man den wunderschön gestalteten Chorraum, der hinter dem Lettner vorborgen ist, besichtigen will, wird man zur Kasse gebeten. Aber das lohnt sich. Hier ein paar Eindrücke:
Also, für mich ist diese Kathedrale die prächtigste Kirche, die ich bis jetzt gesehen habe. Bis jetzt war das der Kölner Dom.
Zum Besuch Albis gehört natürlich auch eine Visite im Museum Toulouse-Lautrec, das sich im ehemaligen Bischofspalast, dem „Palais de la Berbie“ befindet. Wir mögen die Werke von Toulouse-Lautrec, die Ausstellung selbst gefällt uns nicht so wirklich. Irgendwie mangelt es an der dafür nötigen Atmosphäre.
Wir schauen uns noch etwas um, in Albi, genießen Weißwein mit Blick auf die Kathedrale, mir kommt dabei in den Sinn: „Sieht aus wie die Faust Gottes“ …
… und beschließen, schon am nächsten Morgen weiterzufahren, und zwar ins nur 30 Kilometer entfernte Cordes-sur-Ciel (ein Tipp meines Bruders).
Cordes-sur-Ciel, das zu den „plus beaux villages de France“ zählt, zu den schönsten Dörfern Frankreichs, stellt sich als der Ort in Frankreich heraus, der für mich der Schönste ist, den ich bis jetzt gesehen habe. Hier ein paar Eindrücke.
Wir haben wie so oft mal wieder Glück mit dem Wetter, das ja generell sehr instabil ist: Bei unserem Besuch im Oberdorf ist es anfänglich etwas bewölkt, dann kommt die Sonne zum Vorschein. Kaum sind wir zurück im Unterdorf, fängt es an zu schütten.
In einem Bistro warten wir den Regenguss ab, steigen dann hinunter zum Wohnmobilstellplatz. Am nächsten Tag geht es weiter nach Millau.
Auf dem Weg dorthin kommen wir durch den Ort Saint-Affrique, wo ich mangels Parkmöglichkeit gut einen Kilometer zurücklaufe, um die wunderschöne Brücke aus dem 14./15. Jahrhundert zu fotografieren.
Da Roquefort-sur-Soulzon nicht weitab von unserer Route liegt, statten wir natürlich auch diesem Ort einen Besuch ab. Das ist der Ort, wo der berühmte Roquefort-Käse produziert wird. Und nur, wenn er von hier ist, darf er auch die A.O.C./A.O.P.-Bezeichnung tragen. Das erfahren wir bei der Führung durch die Keller der Firma Papillon, wo wir einiges über die Geschichte und Herstellung dieses Käses lernen.
Kurz bevor wir den Ort Millau erreichen, passieren wir das Viaduc de Millau, wohl eine der schönsten modernen Brücken der Welt; und der höchste der Pfeiler ist mit 343 Metern auch das höchste Bauwerk Frankreichs. Also, wir fahren nicht drüber, sondern drunter durch.
In Millau nächtigen wir auf dem „Camping des 2 rivières“, direkt am Tarn. Nett, und gut gelegen für einen Spaziergang in die Stadt.
Millau stellt sich als ein nettes Städtchen heraus und ist in eine phänomenale Landschaft eingebettet.
Urspünglich wollten wir nun über die Schluchten des Tarn und der Ardèche zurück ins Rhônetal fahren. Da für die kommenden Tage hier eher mieses Wetter angesagt ist, beschließen wir, auf schnellstem Wege in die Provence zu fahren, und zwar nach Vaison-la-Romaine. Dafür geht es auf der mautlosen Autobahn durch die Causses du Larzac nach Montpellier und von dort weiter über Orange nach Vaison.
Tja, was soll ich sagen? Vaison-la-Romaine ist provenzenalisch sympathisch wie eh und je, aber der Camping „Carpe Diem“, den wir bei unserem ersten Besuch (2002) als so angenehm empfunden hatten, hat sich zu einer Halligalli-Geschichte entwickelt. Badewelt mit irre vielen Mobil Homes, nun ein Platz der Firma „Capfun“. Da wir Vaison so mögen, bleiben wir dennoch einige Tage hier. Vaison gerne wieder, aber nächstes Mal ein anderer Campingplatz.
Hier ein paar Eindrücke. Wir haben die Unterstadt mit den beiden römischen Stätten und die mittelalterliche Oberstadt besucht.
So, inzwischen haben wir den 10. Juni. Wir sind seit siebeneinhalb Wochen unterwegs. Man sollte sich vielleicht mal in Richtung Heimat bewegen. Eine muffige Stadtwohnung würde den Gedanken nicht nahelegen, aber wir haben es ja auch zu Hause sehr schön …
Fragt sich nur, welche Route wir nun nehmen. Wir kennen zwar den Lac d’Annecy seit wir dort mal von Campingplatz zu Campingplatz (complèt, complèt) gezogen sind, um schließlich in einem kleinen Hotel zu landen, aber den Ort Annecy selbst kennen wir noch nicht. Also, nichts wie hin, und das auf dem schnellsten Weg. Also bei Bollène auf die Autobahn, bei Valence runter und auf die in Richtung Grenoble, Chambéry und bis kurz vor Annecy. Der Campingplatz oberhalb von Annecy ist „complèt“, der Wohnmobilstellplatz ebenfalls, und so landen wir auf dem sehr kleinen Camping „Coeur du Lac“ in Sévrier, ca. 5 km von Annecy entfernt. Nett hier, gefällt uns. Direkt am See, sehr sympathische Besitzer. Gerne mal wieder.
Am nächsten Tag fahren wir mit Bus nach Annecy.
Der Ort ist noch schöner als erwartet. Hier einige Eindrücke von Annecy:
Es ist viel los in der Stadt, viele junge Menschen. Wir erfahren auch, weshalb es derzeit schwierig ist, einen Stellplatz auf einem der stadtnahen Campingplätze zu bekommen: In dieser Woche findet das „Festival d‘ animation Annecy“ statt, das weltweit größte Festival für Animationsfilme.
Nun stellt sich die Frage, auf welcher Route wir endgültig nach Hause fahren. Heute (Mittwoch, 13. Juni) ist das Wetter schlecht, aber morgen soll es in Konstanz schön werden. Also auf nach Konstanz, vorbei an Genf, auf 400 Kilometern quer durch die Schweiz. Im Konstanzer Ortsteil Staad landen wir auf dem Campingplatz „Bruderhofer“. Gut gelegen, denn von hier haben wir es ins Zentrum von Konstanz im Osten und auf die Mainau im Westen nur jeweils 5 Kilometer.
Am nächsten Tag fahren wir mit dem Bus nach Konstanz. Eine schöne und lebendige Stadt. Gefällt uns sehr.
Am zweiten Tag besuchen wir die Blumeninsel Mainau. Sollte man schon mal gesehen haben, mehr muss aber auch nicht sein; es sei denn, man ist absoluter Blumenfan.
Am Abend baden wir im Bodensee. Das erste Bad in Meer oder See während unserer zwei Monate unterwegs.
Und dann geht es zurück nach Hause. Erstaunlich, was die Natur mit einem Garten anstellt, wenn man ihn zwei Monate sich selbst überlässt …. 🙂