In meinem nächsten Leben möchte ich eine Kuh auf den Azoren werden.

DSC06279 Azoren 2017 - Ponta Delgada - Markt

Als wir vor zwei Jahren auf Madeira waren, fiel uns auf, dass es dort sehr viele auf den Azoren produzierte Milchprodukte gibt. Inzwischen ist uns alles klar: So viele Kühe auf geballtem Raum wie auf den Azoren haben wir noch nie gesehen. Und denen geht es dort so richtig gut: Auch im Winter können sie bei Temperaturen um die 17 Grad auf den unwirklich grünen Weiden grasen. Beneidenswert!

Die Azoren stehen schon länger auf unserer Wunschliste und Anfang 2017 sind sie reif; nun, zumindest eine der neun Azoren-Inseln, und das ist Sao Miguel, die mit 750 Quadratkilometern Fläche größte der Inseln. Wir fliegen mit Air Berlin mit Umstieg in Düsseldorf nach Ponta Delgada, der Hauptstadt, und wohnen im Hotel Talisman.

Azoren [Quelle: google.maps]
Azoren [Quelle: google.maps]
Sao Miguel [Quelle: google.maps]
Sao Miguel [Quelle: google.maps]

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Freitag
Die Reise beginnt unglücklich, denn wir werden sofort übel ausgebremst. Der Online-Check-in am Tag zuvor hatte geklappt, doch als wir um 5 Uhr morgens am Flughafen Nürnberg unser Gepäck aufgeben wollen, wird uns mitgeteilt, dass der Flug nach Düsseldorf gecancelled sei. Air Berlin würde sich um eine Alternative kümmern, wir sollten erstmal warten. Hmm, blöde Sache, die Azoren sind nicht Mallorca, und so viele Flüge dorthin gibt es nunmal nicht. Zumindest nicht von Deutschland aus. Und richtig, eine dreiviertel Stunde später erfahren wir, dass wir mit Lufthansa zuerst nach Frankfurt, von dort nach Lissabon und dann mit der portugiesischen TAP nach Ponta Delgada fliegen würden. Alles okay, ich hatte ja schon befürchtet, dass wir die Azorenreise ganz streichen müssten. Beim Check-in am Lufthansaschalter allerdings erfahre ich, dass wir nur bis Lissabon durchgecheckt werden könnten. Dort würden wir unser Gepäck entgegennehmen müssen und neu einchecken. Das würde mit Sicherheit knapp werden. Zeiten laut unserem Flugplan:

  • Ankunft in Lissabon: 11:15 Uhr
  • Last Check-in Time: 11:45 Uhr
  • Abflug: 12:30 Uhr

Nun gut, zuerst fliegen wir ohne Probleme über Frankfurt nach Lissabon, wobei wir im zweiten Flug sogar ein Mittagessen bekommen; dafür muss man bei Air Berlin inzwischen zahlen. In Lissabon kommen wir zwar pünktlich an, aber dann beginnt am Gepäckband ein echter Horror-Trip. Wir warten und warten und warten. Nichts tut sich. Als das Band schließlich zu laufen beginnt, ist es 11:40 Uhr, unser Gepäck taucht fünf Minuten später auf. Der Check-in für den Flug nach Ponta Delgada ist zu dieser Zeit also schon beendet. Nun können wir von der Gepäckausgabe nicht direkt in den Flughafen zurück sondern müssen ihn verlassen und über das Eingangsportal erneut hinein. Auf meinem Plan der Flugverbindung ist als nächster Flug „TAP Portugal TP6505“ angegeben. Wir sehen eine Riesenschlange vor den TAP-Schaltern und ein Check-in-Schalter für unseren Flug ist auf der Anzeigetafel nicht (mehr) aufgeführt. Was tun? Gestresst versuchen wir, direkt durch die Sicherheitskontrolle zu gelangen. Klappt natürlich nicht. Also zurück zur TAP-Schlange. Dort wende ich mich an eine Aufsichtsperson, erkläre ihr, wir müssten dringend den Flug noch erreichen. Sie schaut auf meinen Plan, sagt, der Flug würde von SATA durchgeführt, der Fluglinie der Azoren. Die Schalter wären dort gegenüber. Auweia, eine ebenso lange Zickzack-Schlange. Katastrophe! Was tun? Ich gehe außen an den Wartenden vorbei, drängele mich direkt an einen der Schalter vor, warte bis der laufende Vorgang beendet ist und zeige dann hektisch meinen Zettel vor, ich müsse dringend noch diesen Flug erreichen. Die junge Dame schaut sich das an, greift zum Telefon, spricht, hört zu, nickt, meint, ich solle mein Gepäck holen und stellt uns die Bordkarten aus. Ob denn das Gepäck auch mitkäme, frage ich. Ja, sagt sie. Nun rennen wir zur Sicherheitskontrolle, hetzen dann durch den ewig langen sich mäanderartig dahinziehenden Dutyfree-Shop zu unserem Gate. Das z i e h t sich. Von der Uhrzeit her sollte das Flugzeug eigentlich gerade starten. Als wir am Gate ankommen, warten die Passagiere noch. Der Abflug hat sich verzögert. Warum hat mir das die Dame beim Check-in nicht gesagt? Oder hat sie es mir gesagt? Keine Ahnung, uns fällt ein riesiger Stein vom Herzen. Und es macht uns gar nichts aus, dass es sich beim Flugzeug der SATA um einen uralten Airbus A310 handelt. Ich habe mal nachgeschaut: Davon wurde das letzte Exemplar 1998 gebaut.

Meine Schilderung ist hier vielleicht etwas arg detailliert, ich musste mir aber schon im Flugzeug die Vorgänge noch mal ins Gedächtnis rufen, denn das Ganze erschien mir schon eine Stunde später so horrormäßig irreal.

Wir landen jedenfalls nach etwas mehr als zwei Stunden Flug gut auf dem kleinen Flughafen von Ponta Delgada und sind höchst beglückt, als wir feststellen, dass unser Gepäck es ebenfalls an Bord geschafft hat. Nun wird alles gut. Auch die Lufttemperatur ist angenehm: 17 Grad, bei leichter Bewölkung. 27 Grad Temperaturunterschied im Vergleich zu unserem Abflug heute Morgen.

Ich habe einen Mietwagen vorbestellt, den wir ohne Probleme übernehmen, und dann machen wir uns auf den Weg zu unserem Hotel in der Altstadt von Ponta Delgada. Dorthin sind es nur ein paar Kilometer, aber das Einbahnstraßengewirr der Stadt hat es in sich. Ich habe mir deshalb anhand von google.maps den Weg genau eingeprägt, und wunderbarerweise schaffen wir es ohne Umweg zum Hotel. Das Hotel Talisman ist ein Stadthaus aus dem 17. Jahrhundert, das nach und nach um benachbarte Gebäude erweitert wurde. Der Empfang durch die Dame an der Rezeption ist sehr sympathisch, ein Hotelangestellter schnappt sich das Gepäck und bringt uns zu unserem Zimmer. Wir fühlen uns sofort wohl. Wir haben uns im Vorfeld um ein Zimmer mit Parkblick bemüht, und auch das hat geklappt. Wir sind happy.

Hotel Talisman
Hotel Talisman
Hotel Talisman - Blick aus unserem Fenster
Hotel Talisman – Blick aus unserem Fenster
Hotel Talisman
Hotel Talisman
Hotel Talisman
Hotel Talisman

Ich fahre den Mietwagen – einen schnuckeligen Peugeot 208 – zu einem abgeschlossenen Parkplatz, und dann zieht es uns auch schon zu einer ersten Erkundung in die recht schöne Altstadt von Ponta Delgada. Unser Hotel befindet sich 200 Meter entfernt vom Hafen. Wir sehen Fisch-Trawler und die großen Frachter, mit denen die Insel mit allem Möglichen versorgt wird. Auf der Straße, die am Hafen entlang führt, herrscht ein Verkehr wie in einer Großstadt auf dem europäischen Festland; nur nicht so hektisch. Was uns sofort auffällt: Es gibt kein Gehupe und an Zebrastreifen wird sofort gehalten. Die Azoreaner sind uns sofort sympathisch.

Als wir zum Abend hin gerade überlegen, wie wir es mit dem Abendessen halten, spricht uns ein sympathischer Koberer an, in perfektem Englisch mit amerikanischer Aussprache. Wir werden in dieser Woche auf Sao Miguel immer wieder erstaunt darüber sein, wie gut die Menschen hier Englisch sprechen. Das liegt daran, dass viele Azoreaner in die USA ausgewandert sind, man also diverse Bindung nach dorthin hat. Na, wir lassen uns jedenfalls von dem netten Menschen in das kleine und sehr einfach gehaltene Restaurant ziehen, für das er wirbt. Dort machen wir gleich mal Bekanntschaft mit dem dem italienischen Coperto entsprechenden Couvert (Gedeck). Das besteht in diesem Lokal aus Queijo fresco (einem weichen Frischkäse) mit scharfer Piri-Piri-Soße aus azoreanischen Chili-Schoten. Gar nicht schlecht, aber nun waren wir eigentlich schon satt. Das Couvert hat man uns ohne zu fragen untergejubelt. Aber war gut. Als Vorspeise essen wir Lapas grelhadas, gegrillte und mit Knoblauchbutter übergossene Gemeine Napfschnecken. Sehr lecker. Und dann noch ein Thunfischsteak. Recht zufrieden verlassen wir das Restaurant.

Lapas grelhadas
Lapas grelhadas

Samstag
Die Sonne lacht. Schnell gefrühstückt, die blühenden Pflanzen in dem kleinen Park vor dem Hotel bewundert, …

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… dann verlassen wir Ponta Delgada in Richtung Osten. Wir wollen uns heute den Grünen und den Blauen See anschauen. Es geht vorbei am netten kleinen Flughafen der Insel …

Aeroporto João Paulo II
Aeroporto João Paulo II

… und sofort treffen wir auf etwas, das für uns das Wahrzeichen der Azoren werden wird: Eine Kuhherde. 🙂

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Einfach irre, wieviele Kühe es auf der Insel gibt. Und dann dieses satte fast unwirkliche Grün der wunderschön geformten Landschaft. Stellenweise kommt man sich vor wie im Voralpenland. Wir sind begeistert und verzaubert.

DSC04926 Azoren 2017 - Ausflug Lagoa Azul - Lagoa Verde

Die Straßen sind von dichten Hortensienhecken gesäumt. Wie toll muss es hier ausschauen, wenn die blühen.

DSC04932 Azoren 2017 - Ausflug Lagoa Azul - Lagoa Verde

Und überall sieht man die Auswirkungen des Vulkanismus. Seien es offen liegende Schichten der früheren Eruptionen …

DSC04956 Azoren 2017 - Ausflug Lagoa Azul - Lagoa Verde

… seien es die noch deutlich erkennbaren Krater, die inzwischen von der Vegetation zurückerobert sind.

DSC04980 Azoren 2017 - Ausflug Lagoa Azul - Lagoa Verde

Und dann blicken wir vom Kraterrand der riesigen Caldera hinunter auf den Blauen und den Grünen See. Ein faszinierender Anblick, von dem wir uns lange nicht losreißen können. Im Hintergrund sieht man den Ort Sete Cidades.

Links Lagoa Verde - rechts Lagoa Azul
Links Lagoa Verde – rechts Lagoa Azul
Lagoa Azul
Lagoa Azul

In Sete Cidades lassen wir uns in der einzigen geöffneten Kneipe zu einem Glas Weißwein nieder.

Sete Cidades
Sete Cidades

Hier ist nichts los, alles wirkt verschlafen, auch dem Schachspieler fällt gleich die Zigarette aus dem Mund.

DSC05056 Azoren 2017 - Ausflug Lagoa Azul - Lagoa Verde - Sete Cidades - Restaurant - Paparazzi

In der malerisch gelegenen Kirche des Ortes zeugen heruntergefallene Kamelienblüten von der Vergänglichkeit allen Lebens.

DSC05103 Azoren 2017 - Ausflug Lagoa Azul - Lagoa Verde - Sete Cidades - Kirche S. Nicolau - Blume

Aber wunderschön – hier wie auch in den anderen Kirchen, die wir im Laufe unserer Reise anschauen – der Schmuck aus frischen Blumen. Da kommen Frühlingsgefühle auf.

DSC05109 Azoren 2017 - Ausflug Lagoa Azul - Lagoa Verde - Sete Cidades - Kirche S. Nicolau - Blume

Wir würden gerne ein bisschen durch diese herrliche Landschaft wandern, aber leider habe ich aus Deutschland eine Erkältung mitgebracht, und so müssen wir während unserer Reisewoche leider auf solche Unternehmungen verzichten.

Nun fahren wir über den Kraterrand auf der gegenüberliegenden Seite der Caldera an die Nordwestküste …

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… wo wir von der Ponta do Escalvado einen herrlichen Ausblick auf die Steilküste genießen.

Blick von der Ponta do Escalvado
Blick von der Ponta do Escalvado

Weiter südlich stoßen wir auf das prächtige Gebäude des Leuchtturms Farol da Ferraria.

Farol da Ferraria
Farol da Ferraria

Nachdem ich mich nicht sonderlich fit fühle, fahren wir dann gemächlich nach Ponta Delgada zurück. Mit vielen Unterbrechungen, um einfach nur zu schauen und die herrliche Landschaft auf uns wirken zu lassen. Immer wieder dieses saftige Grün mit den Kühen drauf. Die können hier das ganze Jahr über auf den Weiden bleiben, nix Kraftfutter, nix künstliche Futterzusätze, einfach nur Bio. Was für ein Kuh-Leben. Beneidenswert!

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Und dann – zurück im kleinen Park vor unserem Hotel – wieder diese Blütenpracht, und das im Januar. Weihnachtsstern und fast schon verblühte Magnolien.

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DSC05215 Azoren 2017 - Ponta Delgada - Blume

Nun wollen wir noch ein bisschen Leute gucken. Wir laufen die paar Meter zur Promenade, die sich am Hafen entlangzieht, und lassen uns an einem mit Stühlen versehenen Kiosk nieder. Von hier können wir auf’s Wasser schauen und gleichzeitig die Menschen beobachten, die vorbeischlendern. Was uns dabei auffällt, und das war auch auf Madeira so: Die jungen Pärchen spazieren noch so richtig romantisch Händchen haltend vorbei, sehr verliebt, sehr rücksichtsvoll … wir wünschen ihnen alles Glück der Welt.

Ponta Delgada - Av. Infante Dom Enrique
Ponta Delgada – Av. Infante Dom Enrique

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Zurück im Hotel steigen wir diesem auf’s Dach. Hier oben gibt es einen Pool, einen Raum mit Fitness-Geräten, diverse Sessel und Liegen und einen schönen Ausblick auf die Altstadt.

Hotel Talisman - Blick vom Dach
Hotel Talisman – Blick vom Dach

An diesem Abend essen wir im Restaurant unseres Hotels, dem Palm Terrace Café. We are not amused: die Lapas grelhadas zu zäh, das Fleisch meines Espetada (Fleischspieß) zu salzig, ebenso Angelas Bife traditioneller Art: Rindersteak mit einem Spiegelei drauf. Wieder einmal bestätigt sich unsere Erfahrung, dass die Küche von Hotelrestaurants meist nicht empfehlenswert ist.

Sonntag
Für heute sagt der Wetterbericht eher stärkere Bewölkung voraus, mit gelegentlichem Sonnenschein. Egal, wir nehmen es wie es kommt, solange es nicht stundenlang runterplätschert sind wir in jedem Fall zufrieden. Wer auf die Azoren geht, darf diesbezüglich nicht allzu wählerisch sein.

Heute fahren wir nach Furnas, das im Westen der Insel liegt. Wie gestern schon macht das Fahren auf den kleinen Sträßchen eine Menge Spaß, denn es sind kaum andere Fahrzeuge unterwegs. Wir haben fast den Eindruck, dass sich der Straßenverkehr auf Sao Miguel alleinig auf den Straßen von Ponta Delgada abspielt.

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Blick zurück auf den Ort Vila Franca do Campo
Blick zurück auf den Ort Vila Franca do Campo

DSC05316 Azoren 2017 - Ausflug Furnas

Vorbei am Lagoa das Furnas …

Lagoa das Furnas
Lagoa das Furnas
Lagoa das Furnas
Lagoa das Furnas

… steuern wir im Ort Furnas direkt auf den Parque Terra Nostra zu, einer wunderschönen Parkanlage. Wir nehmen uns viel Zeit für die exotischen Pflanzen, die es hier zu sehen gibt. Und wenn wir gewusst hätten, dass es hier auch Umkleidekabinen gibt, dann hätten wir auch Badesachen mitgenommen, um im 38 Grad warmen eisenhaltigen Wassers des großen Beckens zu planschen, Erkältung hin oder her.

Furnas - Parque Terra Nostra
Furnas – Parque Terra Nostra
Furnas - Parque Terra Nostra
Furnas – Parque Terra Nostra
Furnas - Parque Terra Nostra
Furnas – Parque Terra Nostra
Furnas - Parque Terra Nostra
Furnas – Parque Terra Nostra
Furnas - Parque Terra Nostra
Furnas – Parque Terra Nostra
Furnas - Parque Terra Nostra
Furnas – Parque Terra Nostra
Furnas - Parque Terra Nostra
Furnas – Parque Terra Nostra

Dann schlendern wir ein bisschen durch den Ort …

Furnas
Furnas
Furnas
Furnas
Furnas
Furnas
Furnas
Furnas

… essen in einem Restaurant eine Kleinigkeit …

Burger in dieser landestypischen Zubereitung mit Spiegelei oben drauf
Burger in dieser landestypischen Zubereitung mit Spiegelei oben drauf

… und nähern uns dann einer Stelle mit besonders vielen dampfenden Fumarolen („Caldeira“ heißen die hier). Furnas liegt nämlich wie Sete Cidades im Krater eines erloschenen Vulkans.

Furnas
Furnas
Furnas
Furnas

Eine tolle Stimmung herrscht hier. Dampfende Überbleibsel vulkanischer Tätigkeit in dieser unwirklich grünen Landschaft. Faszinierend!

Wir machen uns auf den Heimweg.

DSC05692 Azoren 2017 - Ausflug Furnas - Tier

Unverbaubauer Meerblick in Vila Franca do Campo
Unverbaubauer Meerblick in Vila Franca do Campo

Um den Besichtigungstag ausklingen zu lassen, begeben wir uns nochmal „vor’s Haus“. Ein kleiner Bummel an der Promenade entlang – die Geschäfte sind geöffnet, da die Passagiere der Aida Cara durch die Stadt tigern – …

DSC05731 Azoren 2017 - Ponta Delgada

… ein Sundowner in einem der Cafés …

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… und nach einem kleinen Snack noch ein paar nächtliche Eindrücke.

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DSC05774 Azoren 2017 - Ponta Delgada

Montag
Heute geht es an die Nordküste. Auf Sao Miguel gibt es die einzigen beiden Teeplantagen Europas. Die kleinere der beiden – sie heißt „Chá Porto Formoso“ – besuchen wir (Chá heißt Tee). Hier werden auf der doch recht kleinen Fläche von zwei Hektar vier Tonnen Schwarztee pro Jahr produziert. Eine nette junge Frau erklärt uns, wie der Tee hergestellt wird und zeigt uns die Produktionshalle mit den diversen Maschinen, die schon einige Jahre auf dem Buckel haben. Wir probieren in einem gemütlich eingerichteten Raum von dem Tee und kaufen dann auch etwas von dem ziemlich guten Orange Pekoe. Ein schönes und seltenes Mitbringsel: Europäischer Tee ist in Europa naturgemäß sehr selten. 🙂

Chá Porto Formoso
Chá Porto Formoso
Chá Porto Formoso
Chá Porto Formoso

Von der Terrasse des Produktionsgebäudes haben wir einen wunderbaren Blick über die Teeplantage auf die Nordküste und den Ort Porto Formoso.

Blick von Chá Porto Formoso
Blick von Chá Porto Formoso

Wir verlassen die Hauptstraße und fahren über die äußerst kurvenreiche Küstenstraße in Richtung Osten. Wir machen oft Halt, um die vielen wunderschönen Ausblicke zu genießen.

DSC05939 Azoren 2017 - Ausflug Nordküste - Maia - Blume

DSC06013 Azoren 2017 - Ausflug Nordküste

DSC06021 Azoren 2017 - Ausflug Nordküste

DSC06066 Azoren 2017 - Ausflug Nordküste

DSC06079 Azoren 2017 - Ausflug Nordküste - Blume

Unser Ziel ist der kleine Ort Nordeste, der wie es der Name schon sagt, an der äußersten Nordostspitze Sao Miguels liegt. Wie in allen Orten der Insel (außer der Hauptstadt) liegt hier der Hund begraben. Wir sind ja schon zufrieden, dass es ein kleines Restaurant gibt, in dem wir für wenig Geld (5 Euro) das Tagesgericht essen (Fisch, Reis und Bohnen). Hätten wir geahnt, wie viel wir da vorgesetzt bekommen, hätten wir nur ein Gericht für uns beide bestellt. Aber auch hier machen wir wieder die Erfahrung: Die einzelnen verwendeten Zutaten sind gut, aber die Zusammensetzung erfolgt ohne jegliches Raffinesse. Es macht nicht wirklich Spaß, auf den Azoren essen zu gehen. Dieser Eindruck verfestigt sich immer mehr.

Nordeste
Nordeste

Zurück nach Ponta Delgada fahren wir über die relativ neue Hauptstraße. Anders als auf der Küstenstraße, die aber auch jedem der vielen Landschaftseinschnitte folgt, kommt man auf dieser Schnellstraße über mächtige Brücken sehr flott voran.

Abends streifen wir noch ein bisschen durch die Straßen von Ponta Delgada.

Ponta Delgada - Rathaus
Ponta Delgada – Rathaus
Ponta Delgada - Portas da Cidade und Igreja Matriz (die Hauptkirche)
Ponta Delgada – Portas da Cidade und Igreja Matriz (die Hauptkirche)

Dienstag
Ich leide etwas unter meiner Erkältung und so wollen wir heute in der Stadt bleiben und es etwas ruhiger angehen.
Wir besichtigen einige Kirchen, stellen dabei aber immer wieder fest, dass uns die Gestaltung von deren Innenräumen nicht sonderlich anspricht. Bei dem Prunk, den man da zumeist antrifft, muss ich auch immer daran denken, dass bei der Errichtung von Kirchen oft die arme Landbevölkerung zur Kasse gebeten wurde. Es ist uns schon aufgefallen, dass jede noch so kleine Ortschaft ihre eigene reich verzierte Kirche besitzt. Wir jedoch mögen mehr die einfach gehaltenen Kirchen, am liebsten die im romanischen Baustil.

Kirche Convento do Esperança
Kirche Convento do Esperança

Dann schauen wir uns das Forte de Sao Brás an, die am Hafen gelegene Festung aus dem 16. Jahrhundert. Ein Teil davon ist öffentlich zugänglich, es ist auch eine Militärausstellung darin untergebracht, im anderen Teil befindet sich das Kommandozentrum der portugiesischen Streitkräfte für die Azoren. Die Soldaten, denen wir begegnen, grüßen uns extrem nett; so mag man sie, die Militärs.

Forte de Sao Brás
Forte de Sao Brás
Forte de Sao Brás
Forte de Sao Brás
Forte de Sao Brás
Forte de Sao Brás
Forte de Sao Brás
Forte de Sao Brás
Forte de Sao Brás
Forte de Sao Brás

Nun interessiert uns der Obst- und Gemüsemarkt der Stadt. Auf dem Weg dorthin sehen wir ein neugieriges Blumentier …

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… und kommen durch eine Straße mit noch nicht renovierter Häuserfront. Die meisten Gebäude der Innenstadt sind hingegen sehr schön restauriert.

DSC06258 Azoren 2017 - Ponta Delgada

Markthalle
Markthalle

Nach einer ausgiebigen Siesta begeben wir uns in das Restaurant „A Tasca“, gemäß Tripadvisor einem der besten in Ponta Delgada. Wir wollen mal so richtig gut essen. Alle Tische sind reserviert, wir bekommen einen, den wir bis 21 Uhr räumen müssen. Kein Problem, da hätten wir drei Stunden Zeit für unser Mahl. Wir sind angetan vom Ambiente, vom netten jungen Personal, von der Speisekarte, die im Stil einer Zeitung gehalten ist. Mein Kaninchen schmeckt sehr gut, hat auch ausreichend Fleisch, Angela ist auch sehr zufrieden mit ihren Scheiben vom Iberico-Schwein, aber das Ganze ist wieder phantasielos mit den Zutaten kombiniert. Immerhin, wir sind so zufrieden, dass wir für den Donnerstag Abend einen Tisch reservieren.

Mittwoch
Mein Ex-Kollege Christian gab mir den Tipp mit auf den Weg, zum Fischessen in das Restaurant Bar Caloura in Caloura zu gehen. Wir essen zum Frühstück extra wenig und machen uns auf den Weg in diesen Ort. Wir fahren die Küstenstraße entlang nach Osten.

DSC06320 Azoren 2017 - Ausflug Südküste

DSC06386 Azoren 2017 - Ausflug Südküste

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Das Restaurant liegt relativ versteckt. Also, ohne den Tipp von Christian wären wir mit Sicherheit nicht hier gelandet. Toll ist schon mal die Lage des Restaurants:

Bar Caloura
Bar Caloura
Der Hafen von Caloura
Der Hafen von Caloura

Da es immer wieder mal vom Himmel tröpfelt, können wir leider nicht draußen auf der Terrasse Platz nehmen.

Bar Caloura
Bar Caloura

Und leider reicht unser Hunger noch nicht für den frisch gefangenen Fisch. So belassen wir es bei einer Vorspeise. Angela isst Krabbencocktail, ich Muscheln, da es leider keine Lapas grelhadas gibt; die habe ich nämlich sofort so richtig lieb gewonnen.

Restaurant Bar Caloura
Restaurant Bar Caloura

Wir werden sehr nett bedient, die Qualität ist gut, vielen Dank für den Tipp, Christian. 🙂

Donnerstag
Unser letzter Tag auf Sao Miguel. Wir fahren ein weiteres Mal an die Nordküste. Laut dem Azoren-Führer aus dem Michael-Müller-Verlag gibt es im Ort Santana donnerstags einen Viehmarkt; den wollen wir sehen. Also auf nach Norden.

Weide in der Nähe des Ortes Rabo de Peixe
Weide in der Nähe des Ortes Rabo de Peixe

Der Viehmarkt entpuppt sich als eine Mischung aus Vieh-, Gemüse-, Vogel- und Trempelmarkt und findet mitten in der Pampa statt. Hier sind nur Bauern zugange, wir sind die einzigen Touristen. Wir kommen uns vor wie ein bisschen in Afrika. Welch ein Kontrast zum „westlich“ anmutenden Ponta Delgada!

Markt für Diverses in Santana
Markt für Diverses in Santana
Markt für Diverses in Santana
Markt für Diverses in Santana
Markt für Diverses in Santana
Markt für Diverses in Santana
Markt für Diverses in Santana
Markt für Diverses in Santana

DSC06568 Azoren 2017 - Ausflug mittlere Nordküste - Santana

Anschließend fahren wir nach Ribeira Grande, dem zweitgrößten Ort der Insel.

Ribeira Grande
Ribeira Grande

Hier gibt es einen weitläufigen Strand, das aufgewühlte Meer lädt allerdings nicht zum Baden ein.

DSC06658 Azoren 2017 - Ausflug mittlere Nordküste - Ribeira Grande

Im zweitgrößten Ort der Insel finden wir leider kein einziges Restaurant, das geöffnet hat. Das gibt’s doch nicht … Angela möchte nun noch die hier ansässige Likörproduktion „A Mulher de Capote“ besuchen. Wir werden dort durch den Betrieb geführt, kaufen ein paar kleine Likörfläschchen Maracuja-Likör als Mitbringsel und bewundern die schönen Pflanzen in der Parkanlage der Firma.

Was aber die Kuh in der Likörfabrik zu suchen hat …

"A Mulher de Capote"
„A Mulher de Capote“

Da wir in Ribeira Grande kein Restaurant finden, fahren wir zurück nach Santana. Dort gibt es laut Reiseführer das Restaurante da Associaçao Agrìcola, dessen köstliche Steaks angeblich „inselweite Berühmtheit“ genießen. Tja, was soll ich sagen: Selten ein so gutes Steak gegessen. Wir mussten es aber extra ohne Spiegelei darauf bestellen – quasi einen Seniorenteller, diese Version nennt sich hier „Low cost steak“ – und was bitte soll die Soße, in der das äußerst leckere Stück schwimmen muss???

DSC06753 Azoren 2017 - Ausflug mittlere Nordküste - Santana - Restaurant

Das Restaurant befindet sich in einem modernen Ausstellungskomplex, der überhaupt nicht in die dörfliche Umgebung passt. Ich sage nur: EU-Gelder.

DSC06773 Azoren 2017 - Ausflug mittlere Nordküste - Santana - Restaurant

Nun haben wir noch einen letzten landschaftlichen Höhepunkt vor uns. Vorbei an Geothermie-Kraftwerken …

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… fahren wir auf den 947 Meter hohen Pico da Barrosa, von dem wir einen herrlichen Blick auf den Kratersee Lagoa do Fogo haben.

Lagoa do Fogo
Lagoa do Fogo

Von hier oben schaut man auch auf die mit 12 km engste Stelle der Insel; Süd- und Nordküste sind gleichzeitig zu sehen.

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Ein letzter Blick auf das saftige Grün – man sieht hier wohl auch, wie die früheren Ackerflächen in Terrassenform zugunsten der Viehwirtschaft aufgegeben wurden – und dann geht es zurück ins Hotel.

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Unsere Reservierung für das Restaurant A Tasca für heute Abend müssen wir leider absagen. Die Erkältung verhindert den nötigen Appetit.

Freitag
Es geht zurück in die Heimat. Der Flug von den Azoren nach Düsseldorf verläuft sehr angenehm. Das große Flugzeug mit 180 Plätzen ist höchstens zu einem Fünftel voll. Die Azoren sind halt ein eher elitäres Reiseziel. 🙂

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Zum Schluss muss ich leider feststellen: Das beste Essen (allerdings auch das teuerste) auf unserer Azorenreise bekomme ich auf dem Flug zurück: Ich gönne mir das Sansibar Gourmet Menu Indisches Hühnchen-Curry:

DSC06989 Azoren 2017 - Air Berlin Ponta Delgada - Düsseldorf - Restaurant

Kurzes Fazit: Wir haben ja nun nur eine der neun Azoren-Inseln kennengelernt. Wir sind begeistert von der wunderschönen Natur und von der Freundlichkeit der Azoreaner. Als Gourmet stellt man sich eben auf eine authentische bäuerliche Küche ein. 🙂 Wir kommen gerne wieder und möchten dann aber auch wandern!

1 thought on “Azoren – 20.-27.01.2017

  1. Wie immer informativ und unterhaltsam. Und natürlich mit schönen Fotos untermalt. Vielen Dank, dass Du uns an Euren Reisen teilhaben lässt. 🙂

    LG Andrea

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