Normalerweise suchen wir uns bei der Planung einer Reise zuerst ein Ziel aus und erst dann eine entsprechende Unterkunft. Diesmal war es anders.
In einem Reise-Newsletter fanden wir ein Angebot für eine Junior Suite im Hotel Hansen Palais Kempinski in Wien. Ein Angebot, zu dem wir nicht nein sagen konnten.
Zwar stand Wien gar nicht auf der Liste der anstehenden Reiseziele – wir waren ja erst dort gewesen und andere Städte erwarteten weitaus sehnlicher unseren Besuch –, aber auch ein Hotel kann Auslöser für eine Reise sein. Vom Palais Hansen Kempinski hatte ich letztes Jahr erfahren, als es neu eröffnet wurde, und schon damals hatte es mir lockend zugewunken. Das Hotel hat eine recht interessante Geschichte.
So erstanden wir unseren Gutschein für zwei Übernachtungen und baten etwas später das Hotel um eine entsprechende Reservierung. Dann kamen wir auf die Idee, noch eine Art Rahmenprogramm zu gestalten. Wien kannten wir ja schon, aber die Wachau kannten wir noch nicht, und die liegt ja quasi auf dem Weg. Und so beschlossen wir, vorher dort vorbeizuschauen.
Am Samstag Morgen ging es auf die Piste. Am Eingang zur Wachau liegt das Stift Melk. Das stand ja schon seit langem ganz weit oben auf meiner Wunschliste. Auf der Homepage des Stifts hatte ich erfahren, dass in dieser frühen Zeit des Jahres der Besuch der Anlage lediglich mit einer Führung um 11 Uhr und 14 Uhr möglich ist. Die Führung um 14 Uhr haben wir bequem erwischt. Und los ging es.
Das Kloster erschlägt einen fast mit seinem Prunk. Und dieses Erschlagen war ja auch seit jeher bezweckt. Es galt seit jeher, die Schäfchen beim Hirten zu halten oder sie ihm zuzuführen.
Ja, ich gestehe es: Es beglückt mich immer sehr, wenn ich einen Haken setzen kann. Einen Haken an eine Sehenswürdigkeit, die schon lange auf meiner Wunschliste steht. Und so fuhren wir nach unserem Besuch von Melk frohgemut am linken Donau-Ufer entlang durch die auch ohne das Grün der Natur schon jetzt wunderschöne Landschaft nach Krems. Dort hatten wir im Hotel „Unter den Linden“ ein Zimmer gebucht. Abends gingen wir durch das Zentrum von Krems und fanden auf der Suche nach einer Gaststätte mit lokalen Spezialitäten schließlich das älteste Restaurant der Stadt – das Gasthaus „Zum goldenen Hirschen“ (seit 1556) –, in dem wir recht gut gegessen haben. Und wir stellten fest: Die Österreicher haben’s einfach drauf. Da wird aufs Feinste der Service mit dem Marketing verquickt:
Am nächsten Tag ging es in das malerische aber noch etwas verschlafene Dürnstein und von dort steil bergauf zur Burgruine Dürnstein. Im Sommer möchte ich da nicht hoch …
Aber es hat sich gelohnt. Von dort oben hat man einen herrlichen Blick runter ins Tal, auf Dürnstein, auf die auf der anderen Seite der Donau liegenden Ortschaften und flussauf- und -abwärts.
Zurück im Ort haben wir uns dort noch etwas umgeschaut. Leider war der Winterschlaf noch nicht beendet. Es war schwierig, etwas zu essen und zu trinken zu bekommen.
Ein Schlückchen der hiesigen Weine probieren durften wir immerhin:
Später ging es nach Stein an der Donau. Da nagt zwar an manchen Gebäuden der Zahn der Zeit …
…, aber gleichzeitig gibt es da ein sehr aktives Kulturleben. Bei unserem Besuch im Karikatur-Museum trafen wir auf Folgendes:
Am Abend – zurück in Krems – sind wir dann noch im urigen Heurigen der Familie Müllner gelandet. Halligalli satt, da sehr beliebt bei den Studenten aus Stein an der Donau.
Am Montag verließen wir Krems und besichtigten vor der Fahrt nach Wien das in der Nähe gelegene Stift Göttweig. Das ist fast ebenso beeindruckend wie das Stift Melk und man hat von dort einen phantastischen Blick über das Donautal. Aber auch dort lag alles noch im Dornröschenschlaf. Das Museum hatte noch nicht geöffnet – es war ja noch nicht Ostern – und auch die Kaiserstiege, das „größte Barocktreppenhaus Österreichs“, konnten wir nur durch die Scheibe einer geschlossenen Tür bewundern. Schade!
So kamen wir recht früh in Wien an. Wir nutzten die Zeit, um uns Stift Klosterneuburg vor den Toren Wiens anzusehen, ein weiteres der mächtigen Klöster dieser Gegend.
Dann aßen wir in Grinzing zu Mittag.
Grinzing ist eins dieser Weindörfer und hat sich seinen dörflichen Charakter bewahrt, obwohl es heute ein Teil Wiens ist.
Nun noch kurz auf den Kahlenberg geschaut und von diesem auf die Stadt Wien …
…, und dann ging es endlich zum erhofften Höhepunkt unseres Kurztrips, zum Hotel Palais Hansen Kempinski.
Und es wurde der Höhepunkt der Reise.
Hier ein paar Fotos vom Hotel und von unserer Suite:
Auf dem folgenden Foto sieht man links vom Bett das Ipad, mit dem man die Klimaanlage und die Beleuchtung steuern kann, und alles Mögliche sonst noch. So hat Angela aus Versehen den Schuhputz-Service-Mann antanzen lassen. Sie meinte, da hätte doch noch ein „Sind Sie sicher, dass Sie wirklich den Schuhputz-Service anfordern wollen?“ kommen müssen.
Nun standen wir vor der Wahl: Wollen wir die zwei Tage in unserer Suite verbringen oder wollen wir vielleicht doch noch ein bisschen Wien gucken gehen? Wir entschieden uns für Letzteres und verließen das Hotel, nachdem wir unseren Willkommens-Champagner vernichtet hatten.
Wir hatten inzwischen wieder Hunger bekommen und liefen zum Palais Ferstl …
…, wo wir im dort ansässigen und überaus prächtigem Café Central überraschend gut zu Abend aßen.
Anschließend ging es noch kreuz und quer durch das quirlige und höchst interessante Wiener Zentrum:
Ziemlich müde kehrten wir in unser Hotel zurück. Dort hatte inzwischen der Turn-down-Service alles für den erholsamen Schlaf vorbereitet.
Am Dienstag wollten wir ein bisschen „in Kultur machen“. Eigentlich hätte ich gerne das Naturhistorische Museum besucht. Das hat aber dienstags geschlossen. So war es eben das Kunsthistorische Museum, das wir heimsuchten. Absolut irre, einen irgendwie fast erschlagend, diese Pracht. Ein Palast für die Kultur. Auf dem Weg dahin – wir liefen ganz einfach den Ring entlang – kamen wir an Gebäuden der Universität vorbei, am Rathaus, am Burgtheater und am Parlament. Allesamt so richtig kolossale und beeindruckende Bauten.
Und dann standen wir vor dem Kunsthistorischen Museum.
Davor hatte ich schon öfter gestanden, wie auch vor seinem äußerlich baugleichen Pendant, dem direkt gegenüber liegenden Naturhistorischen Museum, aber drin war ich noch nie gewesen. Nun war es also soweit. Und ich muss schon sagen, das Museum allein ist einen Besuch Wiens wert. Es ist absolut irre, was für Schätze dieses Haus beherbergt. Hier ein paar Fotos aus dem Inneren:
Dieses Gemälde kennt wohl ein jeder. Das Original hängt hier, im Kunsthistorischen Museum in Wien:
Und selbst das Museums-Café ist an Pracht kaum zu überbieten:
Anschließend ging es ins nebenan liegende MuseumsQuartier. Dort befinden sich auf engstem Raum das Leopoldmuseum, das Museum für Moderne Kunst (mumok), die Kunsthalle Wien und das quartier21. Auch das Leopold-Museum hat am Dienstag geschlossen. Das bedauerten wir sehr, denn wir hätten uns als Ausgleich zu den alten Schinken im Kunsthistorischen Museum gerne die Werke der Wiener Secession angeschaut, und gerade zu der Zeit gab es außerdem noch eine Sonderausstellung der Gemälde Klimts und Schieles.
So blieb uns nur ein Besuch des mumok und wir landeteten damit bei einem weiteren Versuch, uns mit der Kunst unserer Tage anzufreunden – damit hatten wir ja erst im Januar in London in der Tate Modern Schiffbruch erlitten.
Der Versuch mit der Anfreundung an die moderne Kunst scheiterte teilweise. Irgendwie fühlen wir uns immer etwas verar…. . wenn wir vor einem dieser Werke stehen. Nur wenn ein Lächeln ins Gesicht tritt, ist alles okay. Und hin und wieder ist das auch im mumok passiert. Und somit war alles zum Besten in der besten aller Welten.
Der Tag hatte noch ein paar Stunden. Was machen? Seit kurzem ist das Winterpalais des Prinzen Eugen nach der Renovierung für die Öffentlichkeit zum Besuch freigegeben (war früher vom Finanzministerium okkupiert). Nun gut, man kann nur einige der Räume besichtigen, aber auch die sind durchaus sehenswert. Fotografieren darf man dort leider nicht, außer vielleicht im Treppenhaus???
Dann wollte ich Angela das Café Hawelka zeigen. Wie auch das prächtige Café Central diente das Hawelka früher vielen Literaten als Aufenthaltsort und Schreibstube, aber es ist das genaue Gegenteil vom Central. Das betrifft leider auch das Personal. Wer mal einen grantelnden Ober erleben will, für den ist das Hawelka die richtige Adresse. 1991, als ich zum ersten Mal im Hawelka weilte, besaß es noch Charme … Na, immerhin war der Weißwein recht passabel.
Wir sahen uns noch ein bisschen in der Stadt um. Wie am Tag zuvor zog es uns auch heute noch einmal zum Stephansdom.
Und dann stießen wir durch Zufall auf einen Konsum-Tempel: Das Lebensmittel-Kaufhaus Merkur Hoher Markt.
Schweren Herzens ließen wir die Dose mit 125 Gramm Beluga-Kaviar für 729 Euro stehen, kauften für das Abendessen etwas anderes, und so gab es etwas später im Hotel nicht „Kempinski à la Carte“, sondern dieses hier:
War echt lecker!
Am Mittwoch ging es zurück in die heimatlichen Gefilde. Vorher aber besuchten wir noch einmal das phantastische Frühstücksbuffet. Hier noch ein paar Fotos davon:
Und ja, ich liebe es, wenn man mich beim Frühstück fragt: „Darf es noch etwas Champagner sein?“
Das Hotel Hansen Palais Kempinksi war ein Highlight, die Stadt Wien ist immer wieder einen Besuch wert, und die Wachau war schon ohne das Grün der Weinreben wunderschön. Da möchten wir bald mal wieder hin.
Das ist doch ein sehr gelungener Einstieg in Dein Blog-Leben! 🙂 Ich war bisher nur mal einen Tag in Wien (abgesehen von Arbeitstrips, an denen ich außer Büro nichts gesehen habe) und da fühlten wir uns von all den Monumentalbauten irgendwann nur noch erschlagen… ich glaube, es war am Kunsthistorischen Museum.
Vielen Dank für den schönen und lesenswerten Bericht!
Andrea
Danke, liebe Andrea, das freut mich sehr. Ich wiederum freue mich auf deinen Südsee-Blog. Bald geht es ja los. Halte gut durch.
Du hast wirklich einen Blick für Details sowie schöne und skurrile Motive (Fire and Ice). Habe zwar keine Reiseliste, die ich abhaken müsste, aber wenn ich eine hätte, stünde Wien jetzt auf jeden Fall drauf. 🙂
Ich wünsche euch noch viele solcher tollen Reisen und freue mich auf euren Besuch bei uns.
Liebe Grüße
Klaus
Vielen Dank, lieber Klaus. Bist ja selbst ein sehr guter Fotograf, ich weiß deine Worte zu schätzen. Euch einen schönen Urlaub und auch wir freuen uns auf das Treffen mit euch. Liebe Grüße von Jürgen
Ach Jürgen, mein Guter, ich hab schon tausend schöne Motive von Deinen Reisen gesehen und war manches Mal skeptisch, ob das alles real gewesen sein konnte (eine reine Selbstschutzreaktion, wie Du weißt, um nicht vor Fernweh und blankem Neid in den Bildschirm zu beißen). Doch diesmal gehst Du zu weit, finde ich… Das kartelnde und rauchende Wild nehme ich Dir ja noch ab, kein Problem, kann vorkommen. Aber unter Rucola begrabene Bratwürste? Jetzt komm, mal ehrlich! Das Bild kann nicht, darf nicht wahr sein! Das Café Hawelka aber, so es das wirklich gibt, in Wien, scheint mir einer dieser perfekten Orte zu sein… Welche Musik hatten die da gerade laufen?
M.
Lieber Markus,
zugegeben: Beim Rucola habe ich alle meine Bildbearbeitungskenntnisse aufwenden müssen, um ihn auf die Bratwurst zu bekommen. Das Hawelka aber ist echt. Musik? Ein Duo, bestehend aus einem grantelnden Kellner und einem aufdringlichen Möchtegern-Schriftsteller, der versucht hat, den Anwesenden seine Trivialliteratur zu vermitteln. Das hätte auch dir trotz des perfekten Ambientes nicht wirklich gefallen. 🙂
Lieber Jürgen,
wie schön, dass du nun (hoffentlich weiterhin) die Zeit hast, diesen Blog zu füllen.
Wir gönnen es dir von ganzem Herzen.
Ich denke, wir müssen auch dringend nochmal in Richtung Wien.
Der Name des Blogs gefällt mir gut -PASST-
Ich freue mich schon auf deine Ausführungen über die Blaue Reise.
Bis sehr bald
Liebe Marga,
der Weg nach Wien wird euch bei uns vorbeiführen. … Wir freuen uns.
Die Blaue Reise: Es wird die dritte sein, die wir gemeinsam unternehmen. Wie ich dich kenne, wirst du für einige nette Begebenheiten sorgen. Die kannst du dann bald hier nachlesen. 🙂