Aus einem Kindheitstraum wird eine Traumreise: Ciao Stromboli!

Einmal im Leben einen Vulkan in dem Augenblick sehen, in dem er Lava spuckt. Das ist ein Wunsch, den ich mir gerne erfüllen möchte. Für uns Europäer lässt sich das am leichtesten durch eine Reise auf die Liparischen Inseln erreichen. Dort ist der Vulkan Stromboli auf der gleichnamigen Insel seit gut 2.000 Jahren so circa alle 20 Minuten tätig. Allerdings ist es nicht so einfach, nach Stromboli zu gelangen.
Auf die Liparischen Inseln – die auch den Namen Äolische Inseln tragen -, kommt man nämlich von Deutschland aus am schnellsten und wohl auch bequemsten, indem man nach Catania auf Sizilien fliegt, von dort per Bus oder Taxi die 150 Kilometer bis zur Stadt Milazzo an der Nordküste zurücklegt und dann per Schiff auf die Inseln übersetzt. Stromboli liegt 70 Kilometer nördlich der sizilianischen Küste. Man sieht, auf eine wirklich bequeme Art und Weise kommt man nicht auf die Liparen.

Liparische Inseln [Quelle: google maps]
Liparische Inseln [Quelle: google maps]
Wir wollen uns nicht auf Flugtermine festlegen und wir wollen es weder schnell noch bequem, und deshalb entscheiden wir uns für folgende Anreise: Per Bahn nach Neapel – mit Umsteigen in München und Bologna – und von Neapel aus mit der Fähre auf die Hauptinsel Lipari. Das bedeutet aber, dass wir insgesamt etwas über 50 Stunden unterwegs sein werden. Der Weg ist das Ziel! 🙂

Reise-Organisation
Wir wollen diese Reise ausschließlich selbst organisieren. Das wird kompliziert. Zum Beispiel stelle ich schnell fest, dass man eine Bahnfahrt nach Neapel, also mit einmal Umsteigen im Nachbarland, nicht im Internet buchen kann. „Wenden Sie sich an Ihr Reisebüro“, steht da zu lesen. Im Reisezentrum der Deutschen Bahn erfahre ich, dass ich keine Rückfahrkarte kaufen kann, wenn ich keinen genauen Termin für die Rückfahrt angeben kann. Und gerade darauf wollen wir uns ja nicht festlegen, denn wir wollen in unseren Termin-Entscheidungen frei bleiben. Dieser Wunsch nach Reise-Freiheit wird sich noch rächen: Denn zahlen wir schon für die Fahrt von Erlangen nach Neapel – in der 1. Klasse, man gönnt sich ja sonst nichts – für uns beide 506 Euro, werden es drei Wochen später für die Rückfahrt 660 Euro werden.

Auch bei der Buchung der Fähre von Neapel nach Lipari werde ich ausgebremst. Die Gesellschaft „OK-Ferry“, über die ich die Überfahrt reservieren möchte, schreibt mir ein paar Stunden später:

„Geehrter Kunde, wir informieren Sie dass die von Ihnen gewuenschte Fahrverbindung kann im Moment noch nicht vorgebucht werden, weil die Gesellschaft Siremar ist von einer andere Gesellschaft gekauft worden. Sobald die Gesellschaft das Booking aktualisiert, werden wir Ihnen kontaktieren. Keine Bezahlung ist im Moment gemacht worden. MfG, Jessica Booking Office“

Ja, das ist Italien, denke ich mir.

Wir sagen uns zwar, dass es uns sicher noch in Neapel selbst gelingen wird, eine Kabine auf der Fähre Laurana zu bekommen, und wenn nicht, dann übernachten wir eben in einem Sessel, aber irgendwie … früher war ich da weniger sicherheitsbedürftig. Und so bin ich glücklich, als es mir dann am Tag vor der Abreise noch gelingt, direkt bei der ansich nicht mehr existierenden Reederei Siremar eine Kabine zu buchen. 138 Euro kostet die Kabine mit Dusche. 1. Klasse nennt sich das dann; die 2. Klasse hat nur ein WC.

Nun brauchen wir noch ein Hotelzimmer in Neapel selbst, denn die Fähre legt zu der Uhrzeit ab, zu der der Zug in dieser Stadt ankommt, nämlich um 20 Uhr. Ich buche direkt beim Hotel Europeo ein Zimmer. Das klappt tadellos.

Wir haben uns Lipari, die größte und bevölkerungsreichste der sieben Inseln, als Unterkunft für drei Wochen ausgesucht. Hier haben wir auf die Buchung einer Unterkunft verzichtet. Wenn man irgendwo drei Wochen wohnen wird, will man es ja so haben, dass man sich dort so richtig wohl fühlt. Und das kann man nur durch persönlichen Augenschein feststellen. Unser Plan war, auf Lipari anzukommen, eine Nacht in irgendeiner Pension zu verbringen und von dort aus ein schönes Appartement zu suchen. Angela findet aber am Tag vor der Abreise im Internet eine Unterkunft, bei der wir sicher sind, dass sie unsere Ansprüche erfüllen wird. Wir setzen uns mit der Vermieterin in Verbindung, die reagiert sofort und nun wissen wir, wo wir die nächsten drei Wochen schlafen werden. Nicole wird uns bei unserer Ankunft in Lipari von der Fähre abholen. Ist doch ein gutes Gefühl.

Nun kann es losgehen!!!

Donnerstag, 12.05.
Das Taxi steht um 6:30 Uhr vor der Tür. Mit Herrn Atak, unserem Lieblings-Taxifahrer, wird eine Reise von der ersten Sekunde an zu einer runden Geschichte, da ist gute Laune garantiert. An dieser Stelle mal vielen Dank für die vielen mit Ihnen begonnenen Reisen, Herr Atak. 🙂

Um kurz nach 7 Uhr startet der ICE und bringt uns ohne Umsteigen nach München. Nun geht es in einem Eurocity nach Bologna. Dort müssen wir arg hetzen, um den Schnellzug Frecciarossa nach Neapel zu erreichen. Der fährt in diesem Bahnhof zwei Stockwerke tiefer ab und bewegt sich dann erstmal kilometerweit unterirdisch Richtung Rom. Die Fahrt in diesem Zug begeistert uns. Ruckzuck sind wir in Rom, und von Rom nach Neapel sind wir nur eine weitere Stunde unterwegs. In der Business-Klasse bekommt man nach jedem Bahnhof eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken – für uns gab es Spumante – und anschließend gibt es noch einen Espresso. Pfeilschnell (Frecciarossa = roter Pfeil) schießt man durch die Landschaft. Ist schon ein Erlebnis. In manchen Dingen haben’s die Italiener einfach drauf!

Frecciarossa - Espresso-Service
Frecciarossa – Espresso-Service
Frecciarossa
Frecciarossa
Frecciarossa im Bahnhof von Neapel
Frecciarossa im Bahnhof von Neapel

Nach insgesamt 13-stündiger Bahnreise kommen wir um 20 Uhr in Neapel an. Neapel … nun ja … der Stadt nähert man sich mit einem gewissen Misstrauen vor Allem, was einen hier erwarten wird. Vor dem Bahnhof jedenfalls erwartet uns das Chaos, zumindest aus unserer Sicht. Taxis stehen in circa zehn Reihen auf dem Vorplatz. Aber die zukünftigen Fahrgäste stehen geordnet in einer Reihe. Es geht schnell voran, doch als wir dran sind, schlagen sich zwei Fahrer fast um uns, obwohl der Zuordner klare Anweisungen gegeben hat. Der Sieger der beiden sieht immerhin einigermaßen vertrauenswürdig aus. Wir geben ihm die Adresse unseres Hotels. Das Hotel Europeo befindet sich mitten in der Altstadt. Als der Fahrer dort hält, meinen wir, das könne ja wohl kaum sein. Die Umgebung wirkt sehr heruntergekommen. Wir sehen dann, dass das Europeo ziemlich gut gesichert ist. Man drückt einige Klingelknöpfe, Gitter öffnen sich und man steht schließlich vor der Tür zum Gebäude. Das Europeo hat Zimmer in der dritten und vierten Etage eines Wohngebäudes. Viele Hotels in Neapel sind so eingerichtet, erfahren wir. Dieses Hotel ist das erste 1-Sterne-Hotel unseres Lebens. Aber der Empfang ist sympathisch und das Zimmer ist zwar klein aber sehr sauber. Wir sind sehr zufrieden. (Gut, dass es heutzutage diese Hotel-Bewertungsportale im Internet gibt). Und trauen uns dann auch gleich auf die Piste. Hunger haben wir keinen, aber Durst. In einer netten Kneipe bekommen wir den gelöscht, und wir bekommen noch ein paar Häppchen hinzu, wie es in Italien üblich ist. Ja, in manchen Dingen haben’s die Italiener einfach drauf! 🙂

Neapel - Hotel Europeo - vor der Rezeption
Neapel – Hotel Europeo – vor der Rezeption
Neapel - Hotel Europeo - Blick aus unserem Fenster
Neapel – Hotel Europeo – Blick aus unserem Fenster

Freitag, 13.05.
Unsere Fähre legt erst um 20 Uhr ab, wir haben also einen ganzen Tag in Neapel vor uns. Das Gepäck können wir an der Rezeption stehen lassen. In einem Café an der Piazza San Domenico Maggiore lassen wir uns nieder und genießen bei einem Cappuccino das Gewusel in der Altstadt. Der Platz liegt an der Promeniermeile Spaccanapoli. Entsprechend trublig geht es hier zu. Anschließend bewegen wir uns in Richtung des Archäologischen Museums. Neben einem Hineinschnuppern in die Atmosphäre Neapels ist das unser heutiges Hauptziel. Dort werden viele der aus Pompeji geretteten Fresken, Mosaiken, Statuen und sonstigen Einrichtungsgegenstände ausgestellt. So manche davon kennt man aus den Geschichtsbüchern unserer Schulzeit.

Neapel - auf dem Weg zum Archäologischen Museum
Neapel – auf dem Weg zum Archäologischen Museum

Ich muss schon sagen: Das Museum ist einen Besuch wert und auch einen zweiten und dritten. Hier nur eine kleine Auswahl aus den vielen Fotos, die ich dort in meiner Begeisterung aufgenommen habe:

Neapel - Archäologisches Museum - Il Toro Farnese
Neapel – Archäologisches Museum – Il Toro Farnese
Neapel - Archäologisches Museum - Sappho
Neapel – Archäologisches Museum – Sappho
Neapel - Archäologisches Museum - Der Bäcker Terentius Neo und seine Frau
Neapel – Archäologisches Museum – Der Bäcker Terentius Neo und seine Frau
Neapel - Archäologisches Museum - Bodenmosaik aus dem "Haus des Fauns" im Pompeji
Neapel – Archäologisches Museum – Das Alexandermosaik aus dem „Haus des Fauns“ im Pompeji

Und hier ist das Original der Statue das Fauns aus dem berühmten Haus des Fauns – Casa del Fauno – in Pompeji:

Neapel - Archäologisches Museum - Der Faun
Neapel – Archäologisches Museum – Der Faun

Wow, dieses Museum ist ein echtes Highlight. Irre, die Menge an Kunstschätzen, die wir da zu sehen bekommen.

Nachdem wir den intellektuellen Hunger gestillt haben, steht uns der Sinn nach einer leckeren neapolitanischen Pizza. Die aber stellt sich leider nicht als der große Wurf heraus: Von wegen Neapel und tolle Pizzen … Anschließend laufen wir in Richtung des Hafens, erkundigen uns dort schon mal, wo unsere Fähre, die Laurana, um 20 Uhr abfahren wird und tauschen unsere Internetbestätigung der Buchung gegen die benötigten Tickets aus. Dann sehen wir uns noch etwas in der Altstadt um. Neapel macht einen sympathischen Eindruck auf uns. Sicher gibt es hier Viertel, die man besser nicht besucht, und auch nachts sollte man sich vorsehen, aber was wir tagsüber gesehen haben, gefällt uns.

Neapel - Altstadt
Neapel – Altstadt
Neapel - Altstadt
Neapel – Altstadt

Dann holen wir unser Gepäck aus dem Hotel und machen uns auf den Weg zum Ablegeplatz der Fähre im Hafen.

Hafen Neapel - im Hintergrund unsere Fähre Laurana
Hafen Neapel – im Hintergrund unsere Fähre Laurana

Und es geht los, pünktlich um 20 Uhr verlassen wir Neapel:

Neapel - Hafenausfahrt
Neapel – Hafenausfahrt
Der Vesuv mit bedecktem Haupt
Der Vesuv mit bedecktem Haupt

Samstag, 14.05.
Die Überfahrt zu den Liparen ist recht „bewegt“, das morgentliche Duschen gestaltet sich deshalb schwierig. Wir stehen schon um 5:30 Uhr auf, da wir uns die Annäherung an den Stromboli nicht entgehen lassen wollen. Das frühe Aufstehen hätten wir uns allerdings sparen können: Bedingt durch den Seegang und den starken Gegenwind trifft die Fähre im „Hafen“ von Stromboli erst um 8 Uhr ein, statt wie geplant um 6 Uhr.

Stromboli
Stromboli

Wir bewundern die Crew der Laurana, die es schafft, bei diesen Wetterbedingungen am geradezu winzigen Landungssteg anzulegen.

Leider hüllt der Vulkan sein Haupt in Wolken. Ich hoffe sehr, dass ich in ein, zwei Wochen bei meinem Aufstieg zum Krater bessere Bedingungen vorfinden werde. Noch ein letzter Blick zurück auf diesen wunderschön geformten Vulkan …

Stromboli
Stromboli

… und es geht weiter zur Insel Panarea. Die Liparischen Inseln bestehen hauptsächlich aus sieben größeren bewohnten Inseln: Stromboli, Panarea, Lipari, Vulcano, Salina, Alicudi und Filicudi. Das Schöne an der gemächlichen Anreise mit der großen Fähre ist, dass man schon jetzt einige dieser Inseln sehen kann. So bekommen wir, bevor wir in Lipari an Land gehen, schon einen ersten Eindruck von Stromboli, Panarea und Salina.

Die Konstellation der Liparischen Inseln im Tyrrhenischen Meer nordöstlich von Sizilien
Die Konstellation der Liparischen Inseln im Tyrrhenischen Meer nordöstlich von Sizilien

Die nächste Insel, die wir anlaufen, ist Panarea. Das ist mit einer Fläche von 3,4 qkm die kleinste der Inseln. Hier haben viele reiche Norditaliener ihr Ferienhäuschen.

Ankuft in Panarea
Ankuft in Panarea

Nun noch ein Stop auf der Insel Salina, dann fahren wir an der Ostküste Liparis entlang und können dabei einen ersten Blick auf das Bimsabbaugebiet werfen. Der Abbau wurde 2007 auf Betreiben der UNESCO gestoppt.

Lipari - die ehemaligen Bimsstein-Werke bei Campo Bianco
Lipari – die ehemaligen Bimsstein-Werke bei Campo Bianco

Um 12 Uhr kommen wir schließlich nach 16-stündiger Überfahrt im Hafen Marina Lunga von Lipari-Stadt an. Dieser Ort ist die einzige größere Ansiedlung auf den Inseln. Nur hier haben wir die Auswahl an Restaurants, Bars und Geschäften, die wir uns bei aller Liebe zur Natur für einen schönen und interessanten Aufenthalt wünschen. Lipari-Stadt hat circa 5.000 Einwohner; die Insel Lipari ist mit 38 Quadratkilometern die größte der sieben Inseln und hat rund 10.000 Einwohner.

Auf dem folgenden Foto sieht man in der Bildmitte den Burgberg (auch Castello oder Akropolis genannt), links davon den Fischerhafen Marina Corta, dahinter die Altstadt. Rechts vom Burgberg (nicht im Bild) befindet sich der Fährhafen Marina Lunga.

Lipari - Ankunft in Lipari-Stadt
Lipari – Ankunft in Lipari-Stadt

Ja, und wenn wir dann noch eine so schöne und gut gelegene Unterkunft haben und noch dazu eine so charmante Gastgeberin wie Nicole, dann ist das Reiseglück vollkommen. Wie versprochen holt uns Nicole direkt an der Fähre ab. Sie bringt uns zu ihrer Villa Sea Rose, zeigt uns unsere Ferienwohnung und die tolle Dachterrasse, die man sich mit den anderen Gästen teilt. Wir sind begeistert. In der Villa gibt es sieben Appartements mit jeweils privater Terrasse, und dazu die Wohnung, in der Nicole und ihr Freund Armando wohnen. Beide sind echte Sonnenscheinchen, wir sollten uns sehr wohl mit den beiden fühlen. Nicole, die aus Mailand stammt, spricht übrigens fließend Deutsch, Englisch und Französisch.

Hier ein Foto, dass ich später mal von den beiden aufgenommen habe. Sie renovieren hier gerade ein weiteres Haus, in dem es zwei Ferienwohnungen zu mieten geben wird. Und dann folgen Fotos von unserem Appartement und der Villa Sea Rose. Unsere Wohnung heißt „Stromboli“ und besteht aus Schlafzimmer, Wohn-Ess-Küchen-Bereich mit zwei weiteren Schlafmöglichkeiten und einer privaten Terrasse.

Nicole und Armando
Nicole und Armando
Villa Sea Rose - unser Schlafzimmer
Villa Sea Rose – unser Schlafzimmer
Villa Sea Rose - der Hof
Villa Sea Rose – der Hof
Villa Sea Rose - Dachterrasse - Blick auf die Berge
Villa Sea Rose – Dachterrasse – Blick auf die Berge
Villa Sea Rose - Dachterrasse - Blick auf das Meer
Villa Sea Rose – Dachterrasse – Blick auf das Meer

Und wir haben es wirklich nur ein paar Meter bis zum Meer:

Villa Sea Rose - und wenige Meter entfernt lockt das Wasser
Villa Sea Rose – und wenige Meter entfernt lockt das Wasser

Ein bisschen erschöpft von der langen Anreise, aber doch überglücklich, weil denn doch alles gut geklappt hat und wir es hier auf Lipari so gut getroffen haben, ruhen wir uns aus, in unserem Reich für drei Wochen. Doch schon kurze Zeit später regt sich der kleine Hunger. Okay, stimmt nicht, der ist schon ziemlich groß. In gut fünf Minuten sind wir an der Marina Corta. Das ist der kleinere der beiden Häfen, über die Lipari-Stadt verfügt. Hier sind die Fischerboote zu Hause und hier starten auch die Touristenboote zu den Ausflügen auf die anderen Inseln. Außerdem gibt es hier einige Restaurants und Cafés bzw. Bars. Marina Corta ist das malerische Zentrum des Ortes. „Stadt“ traue ich mich gar nicht zu sagen, für diesen Ort mit seinen circa 5.000 Einwohnern, aber verglichen mit den Hauptorten auf den anderen Inseln kommt man sich hier wie in einer Großstadt vor. 🙂

Lipari-Stadt - Marina Corta
Lipari-Stadt – Marina Corta

Im Café „Il Gabbiano“ gibt es den ganzen Tag über etwas zu essen. Dort lassen wir uns nieder, genießen zuerst den Ausblick, den netten Service und dann ziemlich gute Meeresfrüchte und einen ebenso guten weißen Hauswein.

Lipari-Stadt - Café Il Gabbiano
Lipari-Stadt – Café Il Gabbiano

Anschließend lernen wir bei einem ersten kurzen Bummel den Ort kennen. S e h r sympathisch! Hier werden wir uns wohl fühlen.

Lipari-Stadt - Verkauf von "Früchten" der vulkanischen Tätigkeit
Lipari-Stadt – Verkauf von „Früchten“ der vulkanischen Tätigkeit
Lipari-Stadt
Lipari-Stadt
Lipari-Stadt
Lipari-Stadt

Abends genießen wir den herrlichen Blick von der Dachterrasse, werden aber nach dem Sonnenuntergang schnell durch den immer noch starken Wind vertrieben.

Sonntag, 15.05.
Heute lassen wir es langsam angehen. Lesen auf der Terrasse ist angesagt. Mittags essen wir an der Marina Corta im Restaurant „Il Pescatore“ ganz vorzügliche Meeresfrüchte und bummeln anschließend wieder durch den Ort. Den Nachmittag verbringen wir auf der schönen Dachterrasse, lassen den Blick über das Meer streifen, lesen, entspannen.

Lipari-Stadt - Im Restaurant "Il Pescatore" an der Marina Corta
Lipari-Stadt – Im Restaurant „Il Pescatore“ an der Marina Corta
Lipari-Stadt - Chiesa San Bartolomeo Extra Moenia
Lipari-Stadt – Chiesa San Bartolomeo Extra Moenia
Blick von der Dachterrasse der Villa Sea Rose
Blick von der Dachterrasse der Villa Sea Rose

Montag, 16.05.
Heute starten wir nach dem Frühstück zu einer Wanderung in den Süden von Lipari. Zwar geht es anfangs steil bergauf, etwas unattraktiv auf einer Straße, an der zur Linken und zur Rechten Lagerplätze für die Boote der Ferienhaus-Besitzer liegen – quasi ein kleines Industriegebiet auf der industriearmen Insel -, aber dann bewegen wir uns durch die wunderschöne Natur und haben herrliche Ausblicke auf die einen Kilometer entfernt liegende Insel Vulcano mit ihrem schlafenden Vulkan. Herrlich auch die Blütenpracht, mit der uns die Natur zu dieser Jahreszeit beschenkt, und der Duft des blühenden Ginsters begleitet uns auf dem gesamten Weg. Da können wir so richtig die Seele baumeln lassen.

DSC_1580 Liparen 2016 - Lipari - Blume

DSC03917 Liparen 2016 - Lipari - Wanderung Osservatorio - Blume

Kapernstrauch mit Blüte
Kapernstrauch mit Blüte
Blick auf Vulcano mit dem gleichnamigen Vulkan und die Halbinsel Vulcanello
Blick auf Vulcano mit dem gleichnamigen Vulkan und die Halbinsel Vulcanello
Lipari - Blick in Richtung der Südwestküste
Lipari – Blick in Richtung der Südwestküste
Lipari - Blick auf Lipari-Stadt und den Monte Rosa
Lipari – Blick auf Lipari-Stadt und den Monte Rosa

Zurück in Lipari-Stadt schauen wir uns noch ein bisschen um, stärken uns mit guten Salaten in einem Restaurant, kaufen im nahe der Villa Sea Rose gelegenen Supermarkt ein und erholen uns anschließend auf der Dachterrasse.

Lipari-Stadt
Lipari-Stadt
Lipari-Stadt
Lipari-Stadt

Dienstag, 17.05.
Mir war das gestern noch nicht genug des Wanderns, und außerdem möchte ich noch etwas für den geplanten Aufstieg auf den Krater des Stromboli trainieren. Zudem haben mich gestern die Gruppen von Wanderern genervt, die uns zeitweise in unserem Vorwärtsdrang gebremst haben. Die meinten anscheinend, der Weg sei extra für sie reserviert worden. Da war dann auf den manchmal recht schmalen Pfaden kein Vorbeikommen möglich. Deshalb stehe ich heute schon um kurz vor 6 Uhr auf und mache mich nach einem schnellen Kaffee auf den Weg. Ich möchte den Monte Rosa besteigen, den Berg, der sich nördlich des Fährhafens Marina Lunga in die Höhe reckt. Schnellen Schrittes laufe ich durch den Ort, lasse mich auch durch den wunderbaren Geruch frischer Cornetti aus den Bäckereien nicht zu einer Rast verlocken und stürme duch die steilen Gassen am Ende von Lipari-Stadt dem Gipfel des Monte Rosa entgegen. Und wieder stoße ich auf diese wunderschöne Blütenwelt; die ist um diese Jahreszeit einfach überwältigend. Unterwegs werde ich durch tolle Ausblicke belohnt.

So habe ich einen schönen Blick auf Canneto, den zweitgrößten Ort der Insel, mit seinem langen Strand …

Blick auf Canneto
Blick auf Canneto

… und ich sehe Lipari-Stadt unter mir liegen, mit dem Burgberg und rechts davon dem Fährhafen Marina Lunga und im Hintergrund dem Hausberg Monte Guardia, den wir zum Schluss unserer gestrigen Wanderung noch umrundet haben.

Blick auf Lipari-Stadt
Blick auf Lipari-Stadt

Zurück in der Stadt mache ich noch einige Aufnahmen von der friedlichen morgentlichen Stimmung. Die Liparianer mögen Pflanzen. Die Balkone ihrer Häuser sind voll damit und auch vor den Häusern stehen viele Blumenpötte.

Eine dieser zauberhaften Gassen in Lipari-Stadt
Eine dieser zauberhaften Gassen in Lipari-Stadt

Ich bin glücklich. Ich bin gut in Form, fühle mich fit wie ein 20-Jähriger und fit für den Stromboli, bin auf keine Wandergruppen gestoßen, habe herrliche Ausblicke gehabt. Mit großem Appetit treffe ich nach zwölf zurückgelegten Kilometern wieder in der Villa Sea Rose ein.

Nach dem Frühstück verbringen wir den Vormittag lesend auf der Dachterrasse.

Mittags gibt es für mich ein wunderbar saftiges Schwertfisch-Steak im „Il Pescatore“. An der Marina Corta herrscht den ganzen Tag über geschäftiges Treiben. Touristengruppen werden von den Ausflugsbooten aufgenommen oder ausgespuckt. Wir sind immer wieder froh darüber, keinem Gruppenzwang unterworfen zu sein. Solange wir körperlich und geistig in der Lage sind, wollen wir es möglichst vermeiden, an Gruppenreisen teilzunehmen. Immer wieder schön sind auch die vielen Motive, die die Marina Corta bietet.

Lipari-Stadt - Marina Corta
Lipari-Stadt – Marina Corta

Wir schlendern zum Fährhafen Marina Lunga, wo wir uns frühzeitig die Fahrkarten für die Rückreise mit der Fähre nach Neapel kaufen wollen. An der Hauptstraße von Lipari-Stadt, dem Corso Vittorio Emanuele …

Lipari-Stadt - Corso Vittorio Emanuele
Lipari-Stadt – Corso Vittorio Emanuele

… liegt auch das Postamt mit seiner für den Ort doch recht außergewöhnlichen Architektur.

Lipari-Stadt - Postamt
Lipari-Stadt – Postamt

Besonders gut gefällt uns das Fliesenbild an der Seitenwand. Hier werden sehr kreativ Motive der Liparischen Inseln, die ja auch Äolische Inseln heißen, mit Motiven aus der römischen Götterwelt und zum Thema Post verquickt. Links sieht man den Götterboten Merkur vor dem Castello von Lipari-Stadt, rechts Äolus, den Gott der Winde, von dem die Äolischen Inseln einer Sage nach den Namen haben:

„Einige griechische und römische Autoren sahen die Inseln als Sitz des mythischen Windgottes Äolus (griechisch Ἄιολος Aiolos, lateinisch Aeolus) an, weswegen sich der Name Äolische Inseln einbürgerte.
Äolus wurde von Zeus als Verwalter der Winde eingesetzt und lebte auf der Insel Aiolia. Er beherbergte Odysseus auf seinen Irrfahrten und überreichte ihm vor der Weiterfahrt einen Sack, in dem die ungünstigen Winde gebannt waren. Da die Gefährten von Odysseus, als dieser schlief, den Sack verbotenerweise öffneten, wurden sie durch schwere Stürme nach Aiolia zurückgetrieben.“

[Quelle:Wikipedia]

Lipari-Stadt - Postamt
Lipari-Stadt – Postamt

Nicht zum letzten Mal kaufen wir Kapern, für die die Inseln so gerühmt werden. Vor allem diejenigen von der Insel Salina, die als die besten gelten.

Kapern
Kapern

Was wir hingegen heute nicht kaufen können, sind unsere Karten für die Fähre. Es gibt gerade keine „line“. Wir mögen doch in einer Viertelstunde wiederkommen, oder morgen. Süditalien! 🙂

Dafür besorgen wir uns in der kleinen Reise-Agentur Popolo Giallo zwei Tickets für morgen für die Überfahrt nach Vulcano.

Mittwoch, 18.05.
Um 10 Uhr startet an der Marina Corta das kleine Boot, das uns nach Vulcano bringt. Zuerst zeigt uns der Kapitän einen Teil der zerklüfteten Südküste Liparis. Faszinierende Überbleibsel der schon lange zurückliegenden vulkanischen Tätigkeit:

Lipari-Stadt - Ausfahrt aus Marina Corta
Lipari-Stadt – Ausfahrt aus Marina Corta
Lipari - Südküste
Lipari – Südküste
Lipari - Südküste
Lipari – Südküste
Lipari - Südküste - Pietra Lunga, ein Vulkanschlot
Lipari – Südküste – Pietra Lunga, ein Vulkanschlot

Dann fahren wir die Insel Vulcano an.

„Der Begriff „Vulkan“ leitet sich von der italienischen Insel Vulcano ab. Diese ist eine der Liparischen Inseln im Tyrrhenischen Meer. In der römischen Mythologie galt diese Insel als die Schmiede des Vulcanus, des römischen Gottes des Feuers.“ [Quelle: Wikipedia]

Vulcano ist mit einer Fläche von 21 Quadratkilometern die drittgrößte der Liparischen Inseln und hat circa 750 Einwohner.

Blick auf die Insel Vulcano mit ihrem Vulkan Vulcano
Blick auf die Insel Vulcano mit ihrem Vulkan Vulcano

Auf dem Foto sieht man in der Mitte den Vulkan mit seinen dampfenden Fumarolen. Ihn wollen wir besteigen und auf dem Kraterrand umrunden. An seiner höchsten Stelle ist dieser 391 Meter hoch.

Ankunft auf Vulcano
Ankunft auf Vulcano
Am Kraterrand des Vulcano - unten die Halbinsel mit dem Vulkan Vulcanello - dahinter Lipari - am Horizont von rechts nach links: Stromboli, Panarea, Salina
Am Kraterrand des Vulcano – unten die Halbinsel mit dem Vulkan Vulcanello – dahinter Lipari – am Horizont von rechts nach links: Stromboli, Panarea, Salina
Vulcano
Vulcano
Vulcano - Fumarolen
Vulcano – Fumarolen
Vulcano - am Horizont von links: Alicudi, Filicudi, Salina
Vulcano – am Horizont von links: Alicudi, Filicudi, Salina

Der Aufstieg in der prallen Sonne bringt uns ganz schön zum Schwitzen. Im Sommer möchten wir uns das nicht antun. Aber die Mühe lohnt sich. Tolle Eindrücke vom Krater und von den arg stinkenden Fumarolen und ein herrlicher Blick auf die anderen sechs Inseln.
Der Vulcano ist wie ja auch der Vesuv ein „schlafender“ Vulkan, der jederzeit erneut ausbrechen kann. Diese Tatsache vermittelt einem schon ein ganz besonderes Gefühl. Deshalb: „Lass uns schnell wieder runtersteigen und das nächstbeste Restaurant ansteuern!“ 🙂

Vulcano - im Hafen Porto di Levante
Vulcano – im Hafen Porto di Levante

Auf dem Weg zum Hafen Porto di Ponente, wo später unser Boot wieder ablegen wird, kommen wir am Faraglione di Levante vorbei. Das ist ein 56 Meter hoher Vulkanfelsen, der durch die ausströmenden Gase die verschiedensten Farben angenommen hat.

Vulcano - Faraglione di Levante
Vulcano – Faraglione di Levante

Am Fuß des Faraglione befindet sich der Schlammtümpel Vasca di Fanghi, dessen von Schwefelgasen erhitzter Schlamm heilende Wirkung hat. Da es uns gesundheitlich gut geht, haben wir auf ein Bad verzichtet …

Vulcano - Vasca die Fanghi
Vulcano – Vasca die Fanghi

Wir genießen in einer Strandbar an dem schönen langen Strand aus feinstem schwarzen Sand einen Weißwein und werden dann von unserem Kapitän um 17 Uhr nach Lipari zurückgebracht. Schön und faszinierend war es auf dem Vulcano, und für mich auch ein weiteres Training für den Aufstieg auf den Stromboli.

Donnerstag, 19.05.
Allerdings bereitet es mir Sorgen, mein Projekt des Aufstiegs auf den Stromboli-Krater, an dem mir doch so viel liegt. Den Stromboli darf man seit einigen Jahren nur noch im Rahmen einer Führung besteigen. In meinem Führer – „Outdoor regional – 21 Wanderungen – Liparische Inseln“ vom Verlag Conrad Stein (kann ich empfehlen) – wird der Führer Antonio Famularo empfohlen; praktischerweise vermietet er auch noch Zimmer. Ich habe also eine E-Mail an seine deutsche Frau Simone geschrieben, mit der Bitte um Reservierung einer Führung und der Frage, ob denn eins der Zimmer für zwei Übernachtungen frei wäre. Keine Antwort. Da eine Anfrage über das auf der Web-Seite genannte Formular nicht klappte, habe ich an die dort genannte offizielle E-Mail-Adresse geschrieben. Ebenfalls keine Antwort. Nun gut. Ich warte noch etwas ab. Schließlich sind wir in Süd-Italien. 🙂
Aber ich fühle mich schon leicht gestresst, denn ich möchte mir mit dieser Reise schließlich meinen Kindheitstraum erfüllen. Und die Erfüllung dieses Traums ist alles andere als garantiert. Da können auch noch Wolken dazwischenkommen, und von Nicole weiß ich, dass der Stromboli in letzter Zeit eher wenig aktiv war.

Heute machen wir uns wieder einen faulen Tag. Bis 14 Uhr sitzen wir auf unserer Terrasse und lesen. Endlich mal genug Zeit zum Lesen!

Mittags essen wir ein weiteres Mal sehr gut im „Il Pescatore“. Wieder gibt es schöne Eindrücke an der Marina Corta.

Lipari-Stadt - Marina Corta - Fischer bei der Arbeit
Lipari-Stadt – Marina Corta – Fischer bei der Arbeit

Anschließend steigen wir zum ersten Mal hoch zum Burghügel.

Lipari-Stadt
Lipari-Stadt
Lipari-Stadt - Aufstieg zum Castello über den Treppenweg Via del Concordato
Lipari-Stadt – Aufstieg zum Castello über den Treppenweg Via del Concordato

Dort oben befinden sich die ältesten Zeugnisse menschlichen Lebens auf Lipari. Dazu diverse Kirchen und das berühmte „Museo Archeologico Regionale Eoliano Luigi Bernabò Brea“. Dazu mehr zu einem späteren Zeitpunkt. Heute wollen wir uns einfach nur einen ersten Eindruck verschaffen. Schön lauschig ist es hier oben, und man hat einen tollen Blick auf das Meer, über die Stadt und auf die Berge.

Und dann probieren wir es ein weiteres Mal mit dem Kauf der Tickets für die Rückreise mit der Fähre nach Neapel. Dieses Mal klappt es. Die zwei Tickets für die 13-stündige Überfahrt in der Außenkabine mit Dusche kosten 148 Euro. Das ist okay, da kann man nicht meckern.

Abends stellt uns Nicole Vouchers für unseren morgigen Ausflug auf die Inseln Alicudi und Filicudi aus. Sie fungiert quasi als Außenstelle der Auflugs-Agentur Amici delle Eolie. Dann setzen wir uns noch eine Zeitlang an unseren Hausstrand, Porto delle Genti. Na ja, was heißt „unser Hausstrand“. Die Liparen sind nicht gerade mit Stränden gesegnet, und der winzige Strand ist quasi der Hausstrand für ganz Lipari-Stadt. Da wird es im Sommer sicher arg eng. Wir sind an diesem Abend, wie an jedem Abend, an dem wir dort sein werden, jedenfalls ganz allein.

Lipari-Stadt - am Strand Porto delle Genti
Lipari-Stadt – am Strand Porto delle Genti

Freitag, 20.05.
In der Nacht stürmt es. Und auch am Morgen herrscht noch starker Wind und das Meer ist recht bewegt. Das Boot, das uns zu den Inseln Alicudi und Filicudi bringen wird, legt dennoch pünktlich um halb zehn von der Marina Corta ab. Die meisten Mitreisenden nehmen gleich im Inneren des Schiffes Platz. Mich und einige andere zieht es nach oben auf das Sonnendeck. Ich möchte möglichst viel sehen und natürlich auch fotografieren. Nach kurzer Zeit bin ich mit einem ebenfalls standfesten Pärchen oben alleine. Die anderen sind vor der Gischt geflohen, die das ganze Schiff einhüllt. Ich werde trotz meiner Regenjacke tropfnass. Meine kleine Sony-Kamera habe ich in einer mit Reißverschluss verschlossenen Jackentasche verstaut, wo ich sie vor der Nässe geschützt glaube. Dem ist aber wohl nicht so, denn als ich zwischendurch ein weiteres Foto machen möchte, reagiert die Kamera nicht.

Große Katastrophe!!! Wo ich doch auf den Inseln noch so viel mehr schöne Fotos machen wollte! Und wo ich vor allem die Eruptionen des Vulkans Stromboli fotografieren möchte! Ich bin sehr bedrückt, mir ist ganz schlecht. Und das nicht wegen des starken Seegangs. Ich habe noch etwas Hoffnung, dass sich die Sony durch Trocknen wieder erholen wird. Und dann habe ich glücklicherweise noch das Smartphone. Die Qualität von dessen Kamera ist zwar recht gut, reicht aber bei weitem nicht an die des Fotoapparats heran. Und ich weiß auch nicht, wie groß die Kapazität des internen Speichers ist. (Später stelle ich fest, dass ich damit doch noch eine große Zahl von Fotos machen kann. Die Sony allerdings bleibt tot.)

Nach wilder Fahrt vorbei an Lipari, Salina und Filicudi kommen wir in Alicudi an. Inzwischen hat sich das Meer etwas beruhigt und die Sonne zeigt sich auch wieder. Alicudi ist mit einer Fläche von 5 qkm die zweitkleinste der Liparischen Inseln und hat rund hundert Einwohner. Straßen gibt es hier nicht, der Transport erfolgt über ein Netz von Treppen per Maulesel. Wir halten uns eine Stunde auf der Insel auf und stellen fest, dass sich die spärlich vorhandene touristische Infrastruktur – ein Restaurant und eine Bar – noch im Winterschlaf befindet. Alicudi ist ein Ort für Menschen, die möglichst wenig mit der Außenwelt in Berührung kommen wollen. Elektrizität gibt es auch erst seit 1990. Aber schön ist es hier:

Alicudi
Alicudi
Alicudi
Alicudi

Dann geht es zurück nach Filicudi, der Insel, an der wir vorher schon vorbeigeschippert sind. Filicudi ist circa 10 qkm groß und hat um die 250 Einwohner. Auf Filicudi haben wir eineinhalb Stunden Aufenthalt. Wir lassen uns in einem Restaurant nieder; hier haben wir zwar einen herrlichen Blick auf das türkisfarbene Wasser, die Speisen allerdings entspringen keiner großen Kochkunst. Sei’s drum, wir haben was im Magen und müssen nicht auf die Notration an Müsliriegeln zurückgreifen.

Filicudi
Filicudi
Filicudi
Filicudi

Nachdem wir uns noch ein bisschen in der näheren Umgebung von Filicudi Porto umgesehen haben …

Filicudi
Filicudi

… geht es in flotter Fahrt über das ruhiger gewordene Meer zurück nach Lipari.

Samstag, 21.05.
Heute steht Kultur auf dem Programm. Wir besichtigen den Museen-Komplex, der sich in diversen Gebäuden auf dem Burgberg von Lipari-Stadt befindet. Zuerst schauen wir in das Museo Alfredo Rittmann mit seiner Ausstellung zum Thema Vulkanologie. Der Schweizer Alfred Rittmann war einer der Pioniere der Vulkanforschung. Nun ja, wir waren nicht sehr angetan bezüglich der Art der Darbietung der Ausstellungsstücke. Man hat halt alles, was das Thema Vulkan betrifft, in die Räume gepropft, und als Laie ist man völlig überfordert und kann die Ausstellung nur im Schnelldurchgang absolvieren.
Umso mehr freuen wir uns auf das Archäologische Museum. Wir haben gelesen, dass es reich an Ausstellungsstücken ist, welche man vor allem auf Lipari gefunden hat, aber auch auf den anderen Inseln. Die Stücke gehen bis auf das 4. Jahrtausend v. Chr. zurück. Und ja, die Ausstellung ist höchst interessant, viele der Gegenstände sind in fast perfektem Zustand. Wunderschöne Vasen gibt es zu sehen, faszinierend sind die Theatermasken und -Statuetten, die man den griechischen Sarkophagen entnommen hat, aber auch hier gilt: Weniger wäre mehr, denn man wird von der Vielzahl der Gegenstände erschlagen. Drei Pfeilspitzen aus Obsidian würden doch reichen, ich brauche nicht den ganzen Haufen aus unzähligen Pfeilspitzen aus diesem Material, die man auf den Inseln gefunden hat.
Nichtsdestotrotz: Wir haben einen guten Einblick in die diversen Kulturen bekommen, von denen die Liparen in den vergangenen 6.000 Jahren besiedelt waren.

Lipari - Archäologisches Museum
Lipari – Archäologisches Museum

Schön und anschaulich dargestellt sind die griechischen Theatermasken. Diese sind gruppiert nach dem Grab, dem man sie entnommen hat, und sie lassen sich sogar meist verschiedenen Theaterstücken der damaligen Zeit zuordnen.

Lipari - Archäologisches Museum - Griechische Theatermasken
Lipari – Archäologisches Museum – Griechische Theatermasken

Sehr interessant fanden wir auch die Sektion, in der die Funde aus vor den Küsten untergegangenen Schiffen ausgestellt sind. Vor allem Anker und Amphoren gibt es da zu sehen.

Lipari - Archäologisches Museum
Lipari – Archäologisches Museum

Wir werfen noch einen Blick in die Kathedrale San Bartolo mit dem Kreuzgang aus dem 12. Jhdt., der witzigerweise erst 1978 wiederentdeckt worden ist. Er war teilüberbaut worden und teilweise durch Erdbeben verschüttet.

Kathedrale San Bartolo - Kreuzgang
Kathedrale San Bartolo – Kreuzgang

Und wir genießen den tollen Blick, den man vom Burgberg auf den Ort hat; nach Süden auf den Fischerhafen Marina Corta und nach Norden auf den Fährhafen Marina Lunga.

Lipari-Stadt - Marina Corta
Lipari-Stadt – Marina Corta
Lipari-Stadt - Marina Lunga
Lipari-Stadt – Marina Lunga

Nun haben wir uns aber ein gutes Mittagessen verdient. Wir wählen das Restaurant Filippino, das angeblich feinste Restaurant auf Lipari. Na, da haben wir aber im „Il Pescatore“ schon besser gegessen. Aber die Kellner sind klasse. Anders als der vom Pescatore, der uns immer als etwas verhaltensgestört erscheint. … Man kann halt nicht immer alles haben.

Sonntag, 22.05.
Nachdem ich bis jetzt keine Antwort auf meine E-Mail an A. Famularo auf Stromboli bekommen habe, suche ich im Internet nach einer anderen Unterkunft. Die Pension La Nassa hat gute Bewertungen und erscheint mir sympathisch. Ich wende mich um 9 Uhr per E-Mail an die Pension und bekomme schon 40 Minuten später eine positive und sehr nette Antwort. Wir werden also von Mittwoch bis Freitag auf Stromboli sein. Nun muss ich mir noch eine Führung auf den Vulkan reservieren, am besten gleich für den Mittwoch, damit ich die Chance habe, am Donnerstag gleich nochmal hochzusteigen, falls ich am Mittwoch Pech mit dem Wetter habe. Angela wird mich nicht begleiten, sie hat wegen ihres Knies Angst vor dem Abstieg. Ich schicke also gleich noch eine E-Mail an die Firma Magmatrek, die auf Stromboli der Platzhirsch für Führungen auf den Vulkan ist.

Mittags essen wir in der vielfach gerühmten Paninoteca Gilberto e Vera supergute und riesig große Panini. Auf dem folgenden Foto ist Gilberto allerdings nur von hinten zu sehen.

Lipari-Stadt - Paninoteca Gilberto e Vera
Lipari-Stadt – Paninoteca Gilberto e Vera

Montag, 23.05.
Nicole hat uns für heute einen Leihwagen reservieren lassen. Wir werden um 10 Uhr an der Villa Sea Rose abgeholt und ins Büro der Autovermietung an der Marina Lunga gebracht. Wir bekommen einen Lancia Ypsilon. Da wir nun schon am Hafen sind, kaufe ich erstmal am Ticketschalter von Liberty Lines zwei Rückfahrkarten für das Aliscafo für unsere für Mittwoch geplante Fahrt nach Stromboli. Dann tanken wir für 10 Euro an der einzigen Tankstelle auf Lipari. Für die geplante Inselumrundung wird das locker reichen.

Lipari [Quelle: Verlag Michael Müller - Liparische Inseln von Thomas Schröder]
Lipari [Quelle: Verlag Michael Müller – Liparische Inseln von Thomas Schröder]
Wir machen die Umrundung entgegen dem Uhrzeigersinn und machen den ersten Stopp in Canneto, dem zweitgrößten Ort auf Lipari.

Lipari - am Strand von Canneto - auch eine Möglichkeit, seine Wäsche zu trocknen
Lipari – am Strand von Canneto – auch eine Möglichkeit, seine Wäsche zu trocknen

Nach Canneto werden wir am Nachmittag, nach der Umrundung, noch einmal zurückkehren. Nun aber fahren wir durch das Gebiet, in dem bis 2007 der Abbau von Bims stattgefunden hat. Herrlich, diese farblichen Kontraste zwischen dem Weiß des Bims, dem Gelb des blühenden Ginsters und dem Blau von Himmel und Meer.

Lipari - Bims-Gebiet Campo Bianco
Lipari – Bims-Gebiet Campo Bianco
Lipari - im Hintergrund Panarea, dahinter Stromboli
Lipari – im Hintergrund Panarea, dahinter Stromboli

Im kleinen Ort Acquacalda an der Nordküste finden wir das Restaurant „Al Tramonto“, in dem wir supersympathisch bewirtet werden. Wir essen in Lipari-Stadt wirklich gut, aber die dortigen Restaurants können sich hier noch eine Scheibe abschneiden, nicht nur was die Art der Präsentation der Speisen betrifft. Lecker!!! Und grandios ist die Lage des Restaurants und der Ausblick, den man von hier hat. Mit Blick nach rechts sieht man Panarea und dahinter Stromboli, nach links Salina.

Lipari - Acquacalda - im Restaurant Al Tramonto
Lipari – Acquacalda – im Restaurant Al Tramonto
Lipari - Acquacalda - im Restaurant Al Tramonto
Lipari – Acquacalda – im Restaurant Al Tramonto

Noch ein Espresso und wir verlassen Acquacalda und setzen unsere Inselumrundung fort. Viele Sehenswürdigkeiten gibt es auf Lipari nicht, aber die Schönheit der Natur und die Ausblicke über Land und Meer sind phänomenal. Ich muss alle 300 Meter anhalten und fotografieren. Hier noch zwei weitere Fotos aus meiner Sammlung:

Lipari - Blick nach Salina - im Hintergrund Filicudi und Alicudi
Lipari – Blick nach Salina – im Hintergrund Filicudi und Alicudi
Lipari - Belvedere Quattrocchi - Blick über die Südküste auf Vulcano
Lipari – Belvedere Quattrocchi – Blick über die Südküste auf Vulcano

Schließlich kommen wir wieder in Lipari-Stadt an. Aber der Tag ist noch jung, es ist früher Nachmittag, und wir wollten uns ja auch Canneto noch mal etwas genauer anschauen. Okay, wir stellen fest, dass es dort doch nicht so viel zu sehen gibt – aber einen schönen langen Strand hat der Ort – und so lassen wir uns in einer zu dieser Jahreszeit schon geöffneten Strandbar nieder. Man muss wissen: So richtig voll wird es auf den Liparen erst in den Monaten Juli und August. Vorher und nachher gehören die Inseln den Wanderfreunden und Naturliebhabern.

Lipari - am Strand von Canneto
Lipari – am Strand von Canneto
Lipari - Strandbar in Canneto
Lipari – Strandbar in Canneto

Wir wissen sie sehr zu schätzen, diese Sitte in Italien, dass man bei einer Bestellung eines alkoholischen Getränks automatisch eine Kleinigkeit zum Knabbern dazubekommt; meistens Chips oder Erdnüsse. Die Dreingabe in dieser Strandbar zu einer Flasche Wein, die 12 Euro gekostet hat, ist aber schon außergewöhnlich großzügig: Vielen Dank, auch für den sehr sympathischen Service.

Lipari - Strandbar in Canneto
Lipari – Strandbar in Canneto
Lipari - Strand von Canneto
Lipari – Strand von Canneto

Dann geht es zurück nach Lipari-Stadt – kein Problem bei der Abgabe des Mietwagens – und zu Fuß zurück in unser Appartement.

Ich sehe, dass mir Magmatrek auf meine E-Mail mit der Bitte um Reservierung geantwortet hat. Ich werde also Mittwoch Nachmittag den Aufstieg auf den Stromboli unternehmen können. Wunderbar!

Dienstag, 24.05.
Heute ist wieder ein Ruhetag angesagt. Wir verbringen viel Zeit auf der Dachterrasse, haben einen tollen Blick auf die sizilianische Küste. Abends packen wir unsere Rücksäcke für die morgige Fahrt nach Stromboli.

Mittwoch, 25.05.
Das Smartphone weckt uns ungewöhnlich früh. Um 7:30 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Fährhafen. Als wir dort ankommen, herrscht ein wildes Durcheinander von ankommenden und ablegenden Aliscafi. Rush-Hour! Es kommen vor allem viele Menschen an, die anscheinend auf Lipari arbeiten. Kommen die aus Milazzo an der sizilianischen Küste? Ist dort das Leben günstiger? Wir werden es nicht erfahren.
Die Touristen jedenfalls, die auf ihr Aliscafo nach wohin auch immer warten, stehen ziemlich ratlos an der Anlegestelle. Weder gibt es Tafeln noch gibt es Lautsprecherdurchsagen, die einem mitteilen, welches der Aliscafi denn wohin fährt. Ich muss jedesmal ein Crew-Mitglied fragen, ob sein Schiff nach Stromboli geht. Schließlich kommt dann doch unseres. Es heißt „Ammari“, ist ganz neu, 2015 in Palermo gebaut.

Das folgende Foto des Aliscafo „Ammari“ habe ich der Homepage der Reederei Liberty Lines entnommen. Für uns ist es die zweite Fahrt mit einem Tragflügelboot. Die Fahrt in einem solchen Schiff ähnelt dem Flug in einem Flugzeug. Das schöne Erlebnis einer Bootsfahrt hat man damit leider nicht, aber wenn es mal nur darum geht, schnell an einem Zielort anzukommen, ist das Aliscafo schon okay.

Aliscafo "Ammari"
Aliscafo „Ammari“

Um halb neun starten wir, um kurz vor elf Uhr kommen wir auf Stromboli an.

Ankunft auf Stromboli - Strand neben dem Anlegesteg von Scari
Ankunft auf Stromboli – Strand neben dem Anlegesteg von Scari

Wir laufen an der Küstenstraße entlang und erreichen nach einem Kilometer unsere Pension „La Nassa“ im Ortsteil Ficogrande.

Insel Stromboli
Insel Stromboli

Wir werden vom Besitzer sehr herzlich empfangen. Es gibt ein Haupthaus und zusätzlich Zimmer in mehreren in der Nähe liegenden Häusern im typischen kubischen Liparen-Stil, die er wohl nach und nach zugekauft hat. In einem dieser Häuser lassen wir uns nieder. Klein, sauber, mit einer Terrasse mit Blick auf den Vulkan Stromboli, durch einen herrlichen Hibiskus-Strauch. Wir sind sehr zufrieden.

Stromboli - Blick auf den Vulkan von der Terrasse unseres Zimmer in der Pension La Nassa
Stromboli – Blick auf den Vulkan von der Terrasse unseres Zimmer in der Pension La Nassa

Bis hierhin alles gut. Heute ist ein großer Tag für mich. Seit meiner Kindheit möchte ich ein Mal einen Lava spuckenden Vulkan sehen, und seit ich zum ersten Mal vom Stromboli gehört habe, soll es eben der Stromboli sein, den ich bei einer Eruption erleben möchte. Heute ist es endlich so weit. Das Wetter scheint mir keine Steine in den Weg zu legen, der Gipfel des Stromboli ist frei. Der Erfüllung meines Traums scheint nichts im Wege zu stehen.

Jetzt müssen wir uns erstmal stärken. Wir laufen hoch in den Ortskern von San Vicenzo. Wir kaufen im kleinen Supermarkt ein, ich erledige im Büro von Magmatrek meine Anmeldung zur Führung und bezahle auch gleich die Gebühr in Höhe von 28 Euro. Und dann essen wir mit einem herrlichen Blick auf das Meer Pasta im Restaurant „Ritrovo Ingrid“.

Stromboli - Restaurant Ritrovo Ingrid
Stromboli – Restaurant Ritrovo Ingrid

Anschließend gehen wir an den Strand, der nur ein paar Meter von unserer Pension entfernt ist. Überall auf Stromboli sieht man Schilder, die einem im Fall eines Tsunamis den Fluchtweg weisen.

Stromboli - Tsunami-Warnschild
Stromboli – Tsunami-Warnschild

Da die Insel Stromboli quasi nur aus dem Vulkan Stromboli besteht, ist der auch von überall her zu sehen.

Der Stromboli
Der Stromboli

Was für ein prächtiger Vulkan! Ich bin völlig euphorisch, jetzt schon, und ich hoffe sehr, dass heute noch alles gut klappt.

Um halb fünf mache ich mich auf den Weg zum Treffpunkt vor dem Büro von Magmatrek.

Stromboli - im Ortskern von San Vicenzo
Stromboli – im Ortskern von San Vicenzo

Der Führer checkt unsere Ausrüstung, Trekking-Schuhe sind Pflicht, besser sind richtige Bergstiefel, wie ich sie auch extra mit auf die Reise genommen habe, jeder muss eine Taschenlampe, besser eine Stirnlampe dabei haben. Wir bekommen unsere Helme – ich verstaue meinen erstmal im Rucksack – und dann geht es los. Einige Meter an Höhe habe ich durch meinen Aufstieg ins Zentrum von San Vicenzo schon hinter mich gebracht, viele weitere liegen noch vor mir, bevor wir schließlich von einer Höhe von 918 Meter in die drei tätigen Vulkane schauen können.

Stromboli - über die rechte grüne Linie geht es hoch, über die linke dann wieder runter
Stromboli – über die rechte grüne Linie geht es hoch, über die linke dann wieder runter

Unsere Gruppe besteht aus 20 Personen inklusive unserem Führer. Ich bin mit ihm der einzige Allein-Wandernde, dazu einige junge Pärchen und eine Bergsteigertruppe älteren Semesters aus Südfrankreich. Es stellt sich heraus, dass keiner dabei ist, der nicht Schritt halten kann. Sehr schön. Ich bin durch mein Training so gut in Form, dass ich kein einziges Mal ins Schnaufen komme. Mit kleinen Pausen kommen wir nach drei Stunden am Kraterrand an. Gerade rechtzeitig für den Sonnenuntergang.

Aufstieg auf den Stromboli - wir sind die
Aufstieg auf den Stromboli – wir sind die „Blauhelme“
Aufstieg auf den Stromboli
Aufstieg auf den Stromboli
Aufstieg auf den Stromboli
Aufstieg auf den Stromboli
Aufstieg auf den Stromboli
Aufstieg auf den Stromboli
Aufstieg auf den Stromboli
Aufstieg auf den Stromboli
Aufstieg auf den Stromboli
Aufstieg auf den Stromboli

Und dann sind wir oben, und der Vulkan erfüllt mir meinen Herzenswunsch und haut aus den drei aktiven Kratern wunderschön glühende Lava heraus. Mein Glück wäre perfekt, wenn ich das nun auch noch mit meiner Sony mit dem lichtstarken Objektiv aufnehmen könnte. Das Smartphone versagt mit zunehmender Dunkelheit den Dienst.

Stromboli
Stromboli
Stromboli
Stromboli
Stromboli
Stromboli

Na, wie auch immer, ich bin glücklich. Wir dürfen dem wundervollen Schauspiel, das uns die Natur hier bietet, eine Stunde lang beiwohnen. Dann machen wir uns in der Dunkelheit bereit für den Abstieg. Unser Führer verteilt Staubmasken und mahnt uns, dicht beieinander zu bleiben und uns gut auf jeden Schritt zu konzentrieren. Dann geht es los. Wir rutschen mehr als dass wir laufen auf einer Aschehalde hinunter. Die Gruppen, die vor uns runter sind, haben schon mächtig Staub aufgewirbelt, wir wirbeln mit. Wenn man im Schein der Stirnlampe auf seine Schuhe schaut, kann man diese vor Staub nicht erkennen. Ist schon heftig. Aber alles geht gut, wir kommen nach ca. eineinhalb Stunden Abstieg wohlbehalten und vollzählig wieder in San Vicenzo an. Ich gebe meinen Helm ab und laufe auf leichten Füßen hinunter zu unserer Pension. Erstmal duschen und dann Angela vom Erlebten erzählen und dabei das Adrenalin mit Rotwein herunterfahren. 🙂

Donnerstag, 26.05.
Wir haben heute einiges vor und stehen deshalb schon im 8 Uhr auf. Wir steigen zum Ortskern von San Vicenzo hinauf …

Blick auf den Stromboli und die Kirche von San Vicenzo
Blick auf den Stromboli und die Kirche von San Vicenzo

… und nehmen im Ritrovo Ingrid einen Cappuccino und ein Cornetto con Marmellata zu uns. Dann wandern wir los. Es geht über denselben Weg bergauf, den ich gestern schon kennengelernt habe. Wir treffen auf den alten Friedhof, dem die Gruppe gestern kaum einen Blick geschenkt hat.

Stromboli - Der alte Friedhof und der Vulkan
Stromboli – Der alte Friedhof und der Vulkan

Auf der Höhe von circa 300 Metern nehmen wir die Abzweigung auf einen Weg, der uns auf fast gleich bleibender Höhe zur Sciara del Fuoco führt, zur „Feuerrutsche“, an der bei heftigen Eruptionen die Lava ins Meer fließt oder festeres Gestein hinunterpoltert. Auf diesem Weg bleiben wir innerhalb des Bereichs, der von den Pflanzen besiedelt ist. Die uns umgebende Blütenpracht ist wundervoll, und wir haben viele schöne Ausblicke auf die Küste und auf die unter uns liegenden Ortsteile. Auf dem folgenden Foto sieht man auch die Überreste eines früheren Vulkuans, des Strombolicchio, und den Wasserfrachter, der die Insel mit Wasser versorgt.

Stromboli - Blick auf den Strombolicchio
Stromboli – Blick auf den Strombolicchio

Wir erreichen den Aussichtspunkt, von dem man einen tollen Blick auf die Sciara del Fuoco hat. Faszinierend! Schade nur, dass der Stromboli im Augenblick nicht so aktiv ist, dass die Eruptionen zu einem Lavafluss über diese „Feuerrutsche“ führen. Am Abend wollen wir uns per Boot von unten der Sciara del Fuoco annähern. Auch vom Boot aus sollten wir die Eruptionen des Stromboli sehen könen, wobei derzeit halt die Lava in den Krater zurückfällt.

Stromboli - Sciara del Fuoco
Stromboli – Sciara del Fuoco

Wir machen uns an dem Abstieg, kommen an dem ehemaligen Vulkan-Observatorium vorbei, in dem sich heute eine Pizzeria befindet und stoßen bald auf die Häuser von Piscità, dem westlichsten der vier Ortsteile von Stromboli-Ort.

Stromboli - Ortsteil Piscità
Stromboli – Ortsteil Piscità

Zur Belohnung für unsere schweißtreibende Wanderung geht es in das nahe unserer Pension liegende Restaurant Punta Lena, für das wir am Vortag schon einen Tisch reserviert haben. Es liegt direkt am Meer, hat ein sehr schönes Ambiente und gilt als das beste Restaurant auf Stromboli. Wir haben dort auch sehr, sehr gut gegessen.

Stromboli - Restaurant Punta Lena
Stromboli – Restaurant Punta Lena
Stromboli - Restaurant Punta Lena
Stromboli – Restaurant Punta Lena

Am späten Nachmittag laufen wir zum Hafen von Stromboli. Auweia, was für ein Halligalli. Hier wimmelt es nur so von Tagestouristen von der sizilianischen Küste, erkennbar an den All-Inclusive-Bändchen. Beim sehr sympathischen Antonio Carcetta und seiner Frau kaufen wir uns für den Abend zwei Tickets für die Bootsfahrt zur Sciara del Fuoco. Und dann lassen wir den Trubel der Hafengegend auf uns wirken. Welch schriller Kontrast zum ansonsten so beschaulichen Umfeld auf der Insel. Kurz vor 20 Uhr führt uns Signora Caccetta zum Anleger, wo ihr Mann gerade mit seinem kleinen Boot ankommt.

Stromboli - Antonio Caccetta holt uns mit seiner "Azzurra" zur Fahrt an die Sciara del Fuoco ab
Stromboli – Antonio Caccetta holt uns mit seiner „Azzurra“ zur Fahrt an die Sciara del Fuoco ab

Wir sehen einen schönen Sonnenuntergang und bleiben dann für eine gute Stunde vor der Sciara del Fuoco liegen. Antonio Caccetta erzählt und versorgt uns mit dem Süßwein Malvasia und Erdnüssen. Das Ganze ist eine sehr nette Geschichte. Und wir sehen nach Einbruch der Dunkelheit die Eruptionen des Stromboli. Leider wird es sehr schnell zu dunkel für Aufnahmen mit dem Smartphone.

Stromboli - An der Sciara del Fuoco
Stromboli – An der Sciara del Fuoco

Schön war es, vielen Dank für diesen so gelungenen Ausflug. Wir sind froh, dass wir uns nicht für eins der größeren Schiffe entschieden haben. Im Schein unserer Stirnlampen – auf Stromboli gibt es keine Straßenbeleuchtung – wandern wir beglückt „nach Hause“.

Freitag, 27.05.
Den Vormittag bis zu unserer Abfahrt nach Lipari verbringen wir in einem Café in der Nähe des Hafens. Interessiert beobachten wir das Treiben der Einheimischen. Stromboli ist 13 qkm groß und hat circa 600 Einwohner. Unten am Hafen bekommt man den Eindruck, dass jeder einzelne dieser Stromboliani andauernd in seiner Ape oder auf seinem Moped unterwegs ist. Wobei das Wort „Hafen“ bis auf den Fährhafen von Lipari für keine der Liparischen Inseln so wirklich zutreffend ist. Es gibt ja jeweils lediglich einen Anlegesteg.

Um kurz vor zwölf legt das Aliscafo ab und bringt uns zurück nach Lipari.

Stromboli - Das Aliscafo "Ammari" - moderne Technik vor der Urgewalt der Natur
Stromboli – Das Aliscafo „Ammari“ – moderne Technik vor der Urgewalt der Natur

In Lipari-Stadt treffen wir zufällig auf Angelika und Hans, Nachbarn in der Villa Sea Rose, mit denen wir uns für heute Abend auf ein Glas Wein verabredet haben. Sie hatten ein paar Tage zuvor Pech gehabt, mit dem Stromboli. Sie waren von Lipari aus zu einer Tagestour mit Aufstieg auf den Krater unterwegs gewesen und hatten leider oben wegen der Wolken rein gar nichts gesehen.

Abends verbringen wir auf der Dachterrasse bei Weißwein eine sehr nette und interessante Zeit mit Hans und Angelika. Die beiden hatten uns eine Woche zuvor Asyl gewährt, als uns der Wind die Tür unseres Appartements zugeschlagen hatte und wir somit ausgesperrt waren. Sie hatten uns mit einem tröstenden Glas Weißwein versorgt und dann Nicole angerufen, die kurze Zeit später kam und uns mit einem professionellen Einbrechertrick die Tür öffnete. Einen großen Dank an Angelika und Hans und natürlich auch an Nicole, die für uns ihren mit Freunden verbrachten Samstag Abend unterbrochen hat.

Samstag, 28.05.
Mit der so überaus erfolgreichen Erfüllung meines Kindheitstraums auf Stromboli ist die leichte Anspannung abgefallen, die ich bis dahin verspürt habe. Ab jetzt ist alles ganz easy. Ich kann nun wirklich entspannen, das einzige „Projekt“, das wir noch vor uns haben, ist eine Fahrt auf die Insel Salina. Inzwischen haben wir auch beschlossen, direkt nach der Rückkehr nach Neapel nach Hause zu fahren. Ursprünglich wollten wir dort noch ein paar Tage bleiben, um die Stadt etwas besser kennenzulernen, und um von dort aus Pompeji und Herkulaneum zu besuchen. Wir spüren, dass wir das nach drei Wochen auf den Liparen nicht mehr wollen. Wir heben uns das für später auf.

Wir gehen vormittags in den Ort und kaufen in einem Reisebüro die Zugfahrkarten für die Fahrt von Neapel nach München. Ganz nach Hause kann uns der junge Mann in der Agentur nicht bringen. Er kann nur Neapel – Bologna und Bologna – München buchen. Na, macht nichts, München – Nürnberg kann ich auch über das Internet kaufen, und Nicole wird später so lieb sein und uns dieses Ticket über ihren PC ausdrucken.

Abends gehen wir zur Passeggiata in den Ort. Da steppt der Bär: nette Atmosphäre, aufgestylte Jugendliche, Live-Musik. Hat Spaß gemacht.

Lipari-Stadt
Lipari-Stadt
Lipari-Stadt
Lipari-Stadt

Sonntag, 29.05.
Am Nachmittag besuchen wir Nicole und Armando in dem Haus, das sie gerade renovieren. Dabei entsteht das Foto von den beiden, das ich weiter oben schon gezeigt habe. Anschließend spazieren wir zur Marina Lunga, wo wir Tickets für das Aliscafo besorgen, mit dem wir morgen nach Santa Marina Salina auf Salina fahren wollen.

Montag, 30.05.
Um 9:45 Uhr legt das Aliscafo ab, das uns nach Salina bringt. Vorher können wir noch Fischer bei der Arbeit beobachten. Sie verkaufen ihren Fang direkt vom Boot.

Lipari-Stadt - Marina Lunga
Lipari-Stadt – Marina Lunga

Nach einer halben Stunde Fahrt kommen wir in Santa Marina Salina an, dem inoffiziellen Hauptort der Insel Salina. Die Insel ist mit 27 qkm die zweitgrößte der Liparischen Inseln und hat um die 2.500 Einwohner. Es ist die einzige der Inseln, die über genügend eigenes Wasser verfügt. Entsprechend grün ist sie auch. Wir haben hier nichts Größeres vor, wollen eigentlich nur den Hauptort anschauen. Ja, hübsch ist Santa Marina Salina, aber viel los ist hier nicht. Uns wäre es für einen längeren Aufenthalt hier zu ruhig. Wir schauen uns um und lassen uns dann im hübschen Restaurant Portobello nieder. Hier einige Eindrücke.

Salina - Santa Marina Salina
Salina – Santa Marina Salina
Salina - Santa Marina Salina
Salina – Santa Marina Salina
Salina - Santa Marina Salina - Kapernblüte - auf Salina soll es die besten Kapern geben
Salina – Santa Marina Salina – Kapernblüte – auf Salina soll es die besten Kapern geben
Salina - Santa Marina Salina
Salina – Santa Marina Salina
Salina - Santa Marina Salina - Restaurant Portobello
Salina – Santa Marina Salina – Restaurant Portobello
Salina - Santa Marina Salina - Restaurant Portobello
Salina – Santa Marina Salina – Restaurant Portobello
Salina - Santa Marina Salina
Salina – Santa Marina Salina

Dienstag, 31.05.
Heute schauen wir uns das archäologische Ausgrabungsgelände an. Man findet dort die Überreste einer römischen Thermenanlage, und hier war auch zur Zeit der Griechen und der Römer die Nekropole, aus deren rund 5.000 Gräbern so viele Gegenstände ihren Weg in das heutige Archäologische Museum gefunden haben. Nun ja, sonderlich beeindruckend finden wir das Ganze nicht.

Der Friedhof von Lipari-Stadt aber ist sehenswert. Wir stellen fest, dass auch früher schon ein Drittel bis zur Hälfte der männlichen Bevölkerung Liparis den Vornamen „Bartolo“ zu tragen schien. Der Heilige Bartholomäus ist der Schutzpatron der Liparischen Inseln.

Und ein weiteres Mal sehen wir einen Beweis für die Bedürfnislosigkeit der Kapernpflanze.

Lipari-Stadt - Friedhof - Kapernpflanze wächst aus der Mauer
Lipari-Stadt – Friedhof – Kapernpflanze wächst aus der Mauer
Lipari-Stadt - Marina Corta
Lipari-Stadt – Marina Corta

Mittwoch, 01.06.
Vormittags regnet es. Die Natur freut sich. Wir können uns über das Wetter in den drei Wochen wirklich nicht beklagen. Meistens hat die Sonne geschienen und das bei angenehmen Temperaturen zwischen 21 und 25 Grad.

Ein letzter Besuch an „unserem“ Strand …

Lipari-Stadt - unser Strand Porto delle Genti
Lipari-Stadt – unser Strand Porto delle Genti

… und dann schauen wir uns noch einmal das spätabendliche Treiben im Ort an.

Lipari-Stadt - Marina Corta
Lipari-Stadt – Marina Corta

Donnerstag, 02.06.
Mittags gibt es im „Ristorante 25“ unser Abschiedsessen. Wir lassen uns im schönen Garten dieses Restaurants nieder.

Lipari-Stadt - Ristorante 25
Lipari-Stadt – Ristorante 25

Ich esse Kaninchen, das in Malvasia aus Pianoconte eingelegt war. Es ist das erste Mal, dass ich auf den Liparen keinen Fisch oder Meeresfrüchte esse. Wow, schmeckt das lecker. Kompliment an die Küche.

Am späten Nachmittag verabschieden wir uns von Nicole und Armando und dann geht es im Taxi zum Hafen. Pünktlich läuft die Laurana ein.

Lipari-Stadt - Ankunft der Laurana
Lipari-Stadt – Ankunft der Laurana

Hier kennen wir uns jetzt ja schon bestens aus; wir gehen an Bord, bekommen an der Rezeption die Schlüsselkarte für unsere Kabine, verstauen dort unser Gepäck und genießen vom Deck aus noch eine Zeitlang den Blick auf Lipari.

Dann geht es wieder in Richtung Neapel, mit Stops in Salina, Panarea und Stromboli. Im Laufe der drei Wochen haben sich die Inseln schon spürbar mit Touristen bevölkert. Vor Panarea, der Insel der Reichen, liegen schon die ersten Mega-Yachten, darunter die „Main“ von Giorgie Armani. Es ist die schwarz-grüne auf dem folgenden Foto. 65 Meter lang, 60 Millionen Dollar teuer.

Vor Panarea
Vor Panarea

Wir bekommen einen letzten Blick auf den Stromboli mit seiner Rauchfahne …

Blick auf Stromboli
Blick auf Stromboli

… und nach einer sehr angenehmen Überfahrt begrüßt uns am Freitag Morgen sein großer Bruder, der Vesuv:

Vesuv
Vesuv

Wir kommen pünktlich um 8 Uhr in Neapel an. Ein Taxi bringt uns zum Bahnhof, wo wir noch bis 11 Uhr auf die Abfahrt unseres Zugs nach Bologna warten müssen. Das Umsteigen in Bologna in den Eurocity klappt auch problemlos und trotz zwischenzeitlicher Verspätung am Brenner kommen wir fast pünktlich in München an. So erwischen wir um 22:21 Uhr doch noch den letzten Zug nach Nürnberg. Von dort geht es per Taxi nach Hause.

Wir haben einen tollen Urlaub verbracht. Es hat alles gepasst. Die Liparischen Inseln sind im Frühling, verstärkt noch durch die blühende Vegetation, traumhaft schön. Und mit dem Aufstieg auf den Stromboli, mit dem Blick auf seine Eruptionen, habe ich ein wundervolles Geburtstagsgeschenk bekommen.

6 thoughts on “Liparische / Äolische Inseln – 12.05.-03.06.2016

  1. Hallo Jürgen,

    deine interessanten Reiseberichte lese ich immer mit Begeisterung. Schön auch auf diese Art an eurem Leben teilnehmen zu dürfen. Ein großes Lob an deine Ex-Kollegen für die Einrichtung von diesem Blog.

    Um den Aufstieg auf den Stromboli beneide ich dich. Einen aktiven Vulkan zu sehen, war schon immer ein Traum von mir. Allerdings steht dabei für mich Island an oberster Stelle. Es wird leider noch etwas dauern….

    Liebe Grüße aus Cadzand an dich und Angela

    Bernd

    1. Hallo Bernd,

      danke dir.

      Wir haben ja inzwischen miteinander telefoniert. Wenn die Zeit gekommen ist, sprechen wir über Island. Und Stromboli? Gerne noch einmal. 🙂

      Liebe Grüße an euch beide.

      Jürgen

  2. Waren das wirklich drei Wochen in dem Bericht? Es war so kurzweilig, dass es mir wesentlich kürzer vorkam. 🙂

    Wie immer sehr interessant und macht Hunger, selber dorthin zu fahren. Vielen Dank, dass Du uns wieder hast teilhaben lassen!

    LG
    Andrea

    1. Oh, danke liebe Andrea. Und gerne. 🙂

      Und ich warte auf deine Sardinien-Fotos.

      Liebe Grüße

      Jürgen

      1. Da gibt es eigentlich nur welche von unter Wasser… ach nee, ein paar von über Wasser habe ich auch. 🙂

        1. Gerade deine Unterwasser-Fotos sind ja die Schmankerln.

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